Vierter Auftritt.

[191] Veit. Märtchen.


VEIT. Dem lieben Himmel sey Dank, daß ich kein Ritter bin!

MÄRTCHEN springt fröhlich herein. Lieber Vater! er ist wieder da?

VEIT. Wer ist wieder da? der Ritter!

MÄRTCHEN. Ach nein – was geht mich denn der Ritter an – mein Hans ist wieder da – ihr habt ihn heute früh nach der Teufelsmühle geschickt, und da hätt' ihm leicht können ein Unglück geschehen.

VEIT. Nun – nun – es ist ja heller Tag – und bey Tag haben die Geister keine Macht über uns.

MÄRTCHEN kosend. Aber jetzt schickt ihr ihn nicht mehr fort, nicht wahr, lieber Vater! denn seht – es könnte sich doch einmal fügen, daß der Gott sey bey uns! sein Spiel mit ihm haben wollt. –

VEIT beys. O ihr verliebtes Volk ihr! Laut. Nun – nun – dein Hans soll da bleiben, und wenn du dich gut aufführst, so kannst du vielleicht in etlichen Wochen Hochzeit halten. –

MÄRTCHEN küßt ihm die Hand. In etlichen Wochen schon? ach! lieber Vater! ihr wisset gewiß auch, wo einen der Schuh drückt, wenn man verliebt ist – weil ihr mit der Hochzeit so Eile macht!

VEIT. Ja – ja – ich weiß es – o du Schelmengepack. Eilt ab.

MÄRTCHEN hüpft. Hochzeit – Hochzeit! wenn jetzt nur gleich der Hansel da wäre. –


Lied.


Mein Hansel – das ist halt ein stattlicher Mann,

Ihr Madeln! schaft euch nur so einen bald an.

Dann seyd ihr so froh, wie ich es jetzt bin,

Ein Mann ist für uns der größte Gewinn.


Der Brautstand gefällt mir gar wundersam wohl,

Von Liebesgedanken bin ich allzeit voll;[191]

Doch wird mir die Zeit bey Tag oft so lang,

Und denk' ich an Hans, dann wird mir so bang.


Drum machen wir Hochzeit, sobald es seyn kann,

Da werd ich ein Weib, und der Hansel mein Mann,

Denn wartet man lang, so kommt nichts heraus,

Das Zaudern bringt oft ein Unglück ins Haus.


Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 191-192.
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