Fünfter Auftritt.

[192] Veit. Hans.


VEIT. Du hast also von dem Ritter gar nichts gesehen und gehört?

HANS. Nicht die mindeste Spur hab ich gefunden. Ich gieng ganz zum Eingang der Mühle hin – rief des Ritters Nahmen, da war auch alles so still, nicht einmal ein Käuzlein hat sich hören lassen.

VEIT. Traun! ich bedaure den Ritter – den werden wir wohl nicht wieder zu Gesichte bekommen – hab ihn aber treulich gewarnt, daß er solch ein Wagestück nicht unternehmen sollte.

HANS. Glaubt ihr denn im Ernst, daß ihm der Geist etwas zu Leide gethan hat?

VEIT. Ich glaub' es nicht nur, ich bin dessen versichert – sonst müßte er ja schon längst zurückgekehrt seyn. Mit Geistern läßt sich nicht scherzen, das hat mir schon meine selige Großmutter erzählt. – Hör nur:


Romanze.


Lang spuckt's in einem Hause,

Da gieng es; trap! trap! trap!

Mit schrecklichem Gebrause

Die Treppe auf und ab.

Ein Zaubrer schritt zum Werke,

Und bannte kühn den Geist,

Durch unbekannte Stärke,

Und der sprach, wie es heißt:


»Mein Weib hab ich erstochen,

Sie brach den Eid der Treu.

Schwer ward die That gerochen,

Ich werd' vom Fluch nicht frey.[192]

Ein Weib nur kann erlösen

Mich von der Geister-Macht,

Die immer treu gewesen,

Schickt sie um Mitternacht.«


Ein jeder Mann nun fragte,

Und bat sein Weib zu Haus.

Man denke! keine wagte

Sich zu dem Geist hinaus.

O Weiber! eure Treue

Zerstiebt der Wind wie Sand,

Ihr liebet gern auf's neue,

Dann reißt der Liebe Band.


Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 192-193.
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