Eilfter Auftritt.

[214] Käsperle. Jeriel.


KÄSPERLE nähert sich der Hütte. Mit Erlaubniß – wenn ich fragen darf –

JERIEL sieht auf. Was verlangst du, Fremdling!

KÄSPERLE beis. Donnerwetter! was ist denn das? der alte Herr ist ja eingangen!

JERIEL kommt heraus. Verlangst du meine Hülfe, guter Freund!

KÄSPERLE. Auweh – da wird eine kleine Hülf heraus kommen – Beis. Das ist ja ein verdammter Streich – der Einsiedler ist ja um ein paar Ehlen kürzer worden.

JERIEL im Baßton. Du hast dich gewiß in diesem Forst verirrt? – Mit weiblicher Stimme. Käsperle!

KÄSPERLE wendet sich um, wo die Stimme herkam. Was ist denn das? ist mir ja g'wesen, als wenn ich hätt' eine weibliche Stimm g'hört.

JERIEL. Darüber wundre dich nicht – es giebt eine Menge der holdesten Mädchen in dieser Gegend.

KÄSPERLE. Da – so nah bey der Einsiedler-Hütte? Das Ding g'fallt mir nicht übel!

JERIEL mit weiblicher Stimme. Ach – mein lieber Käsperle! ach!

KÄSPERLE. Frommer Herr! Frommer Herr! jetzt hat eine g'seufzt.

JERIEL. Sie rief dich bey deinem Nahmen.[214]

KÄSPERLE. Das mögen mir auch saubre Musterl seyn, die sich so nah bey den Einsiedlern aufhalten.

JERIEL. Du irrst, holder Fremdling! es sind lauter tugendhafte Geschöpfe – Seufzend. nur einen Fehler haben sie.

KÄSPERLE. Einen Fehler? und der ist!

JERIEL. Sie sind sehr klein – nicht grösser wie ich – aber ein einziger verliebter Blick von einem Mann kann sie vergrössern.

KÄSPERLE. Ha ha ha! – das müssen närrische G'schöpfeln seyn! Sie verwandelt sich in ein steyrisches Bauernmädchen.

JERIEL in bäurischer Mundart. Nun so schau her – Käsperle! da bin ich ja!

KÄSPERLE. Ha ha ha! – nein – das ist nichts – du bist mir z'klein.

JERIEL. Bist ein wunderlicher Mensch! für meinen Hiesel bin ich grad recht – er sagt immer, daß ich ja nicht grösser werden soll, sonst könnt er mich nimmer lieb haben.

KÄSPERLE. Wie? Du hast also auch schon einen Buben, den du lieb hast?

JERIEL. Das versteht sich – komm nur mit mir in d' Herberg, du sollst ihn sehen.

KÄSPERLE. Gehen wir – s' ist mir lieb, wenn ich aus der verdammten Hexengegend hinauskomm.

JERIEL. Ja – du wirst dich auch verwundern, was mein Hiesel für ein stattlicher Bue ist, und wie er mich so gern hat.


Steyrer-Liedchen.


Mein Hiesel – der ist mir, und ich bin ihm gut,

Er hat so wie ich einen fröhlichen Muth.

Er schäckert und lacht gern – mit mir doch allein,

Mein Hiesel könnt gar um kein Haar besser seyn.


Des Morgens – noch eh' er aufs Feld geht hinaus,

Da kommt er zum Morgengruß vorher in's Haus.

Des Abends beym Essen – da trinkt er mir's zu,

Er läßt mir, auch wo er mich trifft, keine Ruh.


Und Sonntags – da tanzt man brav landlerisch d'rein,

Ißt Hühner und Gänse – und trinkt guten Wein.

Wenns Tanzl vorbey ist, so schleicht man nach Haus,

Da bring ich den Hiesel kaum wieder hinaus.


Tanzt ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 214-215.
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