Die goldene Aue

[175] Reichen, goldenes Thal! Mit einem Blicke gewährst Du

Wald und Felder und Strom, Häuser und Heerden und Au'n.

Langsam krümmet Dein Pfad sich zu Dir nieder, in jedem

Tritte giebt er das Thal weiter und weiter zu schaun.

Also steiget die Jugend hinab ins Leben; es lockt sie

Ungesehener Lust reicherer Busen hinab,

Bis sie rückwärts klimmet, das Thal verlassend; sie blicket

Mühsam nieder; es wird enger und enger das Thal,

Bis es im letzten Blick wie ein Traum verschwindet. So lebet

Wohl denn, Beides ein Traum, Leben und güldene Au'!


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 175.
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