Nacht und Tag

[170] Goldenes, süßes Licht der allerfreuenden Sonne,

Und Du friedlicher Mond, und Ihr Gestirne der Nacht,

Leitet mich sanft mein Leben hindurch, Ihr heiligen Lichter,

Gebt zu Geschäften mir Muth, gebt von Geschäften mir Ruh,[170]

Daß ich unter dem Glanze des Tags mich munter vergesse,

Aber mich wiederfind' unter dem Schimmer der Nacht!

Nieden am Staube zerstreun sich unsre gaukelnden Wünsche;

Eins wird unser Gemüth droben, Ihr Sterne, bei Euch.


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 170-171.
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