Eifersucht

[319] O Leben wie im Himmelreich,

Zwei Herzen, edel und sich gleich

Und Eins! Ein Wunsch, ein süßes Streben

Nach Glück, ein Glück, ein Liebeleben!

Ein Himmelreich! – Nur, Himmelreich,

Auch Du, auch Du

Hast einen Feind der Ruh,

Die Hyder Eifersucht! Und, Gott, was ist ihr gleich!


Was sonst wie scharf die Liebe trifft,

Reiz ist es, Salz, nicht fressend Gift!

Noth, Blöde, Trennung, Hindernisse,

Was ist's, das Liebe mehr versüße,

Mehr lohne! – Aber hier in Noth,

Wer giebt mir Ruh?

Wer Trost für Dich, o Du,

Du Hölleneifersucht? – Auf dieser Welt? – Nur Tod!


Sie fälschet, blendet, gaukelt an

Die ganze Welt mit Lügenwahn,

Führt, Irrlicht, uns auf welche Wege

Voll Nacht, voll Graun! Auf Höllenwege!

Wie Teufel martern, martert sie

Das arme Herz

Mit glühndem, langen Schmerz.

Ach, Alles, Alles leid' ich – Dich, o Dich nur nie!


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 319-320.
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