An K– –'s Erstgebornen

[433] Wer Du auch seist, Du kleiner Ungeborner,

So wachs' und blühe in der Eltern Brust

Und hüpfe, wie Johannes, vor Lust;

Denn Du bist R– –'s Erstgeborner.


Des Vaters Geist, der Mutter Tugendblicke,

Sie liegen schon im reichen Keim in Dir.

O bitte, Welt, um ihn mit mir,

Daß Gott ihn, Dir zum Heil, beglücke!


Stimm, R– –, zum Geburtsfest Orpheus' Saiten!

Ich seh', Dein Kind drängt weinend sich ans Licht;

Du spielst, es hört und weinet nicht;

Die Mutter fühlt nicht Schmerz, nur Zärtlichkeiten.


Ich seh's, es lallt selbst zum Klavier, zu spielen,

So wie des Helden Kind mit Waffen spielt,

Und zärtlich, wie die Mutter fühlt,

Lehrt sie sein Herz die Tugend fühlen.
[433]

O Lust, sein Kind ans Herz zu drücken,

Von süßen Regungen sanft beseelt!

Welch Glück, als wären sie gewählt,

Der Eltern beste zu erblicken!

Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 433-434.
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