17. Der entschlossene Liebhaber
Englisch

[141] (Reliqu. Vol. III. p. 190.) Es ist von Georg Wither; dies ist, meines Wissens, die dritte Uebersezung und ich wollte, daß es auch die lezte wäre. Einen Vers habe ich ausgelassen – mit Fleiß.


Soll ich schmachtend drum vergehn,

Daß ein Weibsbild ist so schön?

Oder meine Wangen bleichen,

Weil die Ihre Rosen gleichen?

Sey sie schöner als der Tag,

Wie der May nur schön seyn mag;

Ist sie mir nicht schön dabey,

Was frag' ich, wie schön sie sey.


Soll sich nagen drum mein Herz,

Weil das Ihre schwebt in Scherz?

Oder ich mich darum zwicken,

Daß sie jeden kann entzücken?[141]

Sey sie hold, und holder, dann

Turteltaub' und Pelikan:

Ist sie mir nicht hold dabey,

Was frag' ich, wie hold sie sey.


Soll ein Weibsbild Tugend ha'n,

Daß mir keine bleiben kann?

Oder ich so treu ihr sterben,

Daß ich mir muß selbst verderben?

Sey sie gut und guter, dann

Sankt Agathe gut seyn kann,

Ist sie mir nicht gut dabey,

Was frag' ich, wie gut sie sey.


Gut und sanft und hold und schön,

Ich mag drum nicht untergehn!

Liebt sie mich, du kannst mir glauben,

Lieb' ich sie mit Treu der Tauben,

Will sie aber mich nicht sehn,

Gut für mich, ich laß sie gehn!

Ist sie nicht für mich, ei, ei!

Was frag' ich, für wen sie sey.

Quelle:
Johann Gottfried Herder: Stimmen der Völker in Liedern. Stuttgart 1975, S. 141-142.
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