5. Grablied eines Landmanns
Aus Shakespear's Cymbeline

[123] (Cymbel. Act V. Sc. V.) Es klingt wie der lezte dumpfe Wurf der Grufterde aufs eingesenkte Sarg.


1:

Liege nun, dich ficht nicht an

Winterfrost und Sommerglut;

All dein Tagwerk ist gethan,

Bist daheim, und hast es gut.


ALLE:

Goldne Frau'n und Herr'n ins Grab

Müssen sie all zusamm'n hinab!


2:

Liege nun, dir thut nichts mehr

Geissel, Frohn und hart Gericht.

Kleid'r- und Nahrungssorge schwer,

All dir eins, und drückt dich nicht.


ALLE:

Szepter, Arzt und Weis' ins Grab

Müss'n dir nach sie all hinab.


1:

Lieg, und fürchte nun nicht mehr

Bliz und Donnerkeilen hart.
[123]

2:

Freund' und Feind' und Lästerer,

Leid' und Freud' bist du verscharrt.


ALLE:

Stuzer jung und schön, ins Grab

Müss'n zu dir sie all hinab!


1:

Kein Beschwörer härme dich!


2:

Kein Bezaubrer lärm um dich!


1:

Böse Geister fliehn dich.


2:

Schädliches nicht nahe sich!


1:

Habe sanfte Ruh im Grab'!


2:

Und dein Grab viel Ruhm hab'!

Quelle:
Johann Gottfried Herder: Stimmen der Völker in Liedern. Stuttgart 1975, S. 123-124.
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