20. Glückseligkeit der Ehe
Englisch

[218] Das bekannte Original steht in Percy Reliq., Dodsley's Collect., Cooper's Briefen über den Geschmack u.f.


Auf, Liebe! Laß kein Mißbehagen

Uns nehmen unsre Himmelsruh;

Was soll uns Thorensorge plagen

Und Gottes Eden schliessen zu?


Daß etwa Fürsten nicht verklären

Mit Adeltiteln unser Blut?

So glänzen wir in bessern Ehren,

Sind warlich edel – denn sind gut!


Wer unsern Namen nur wird nennen,

Dem soll er klingen süß und hold:

Und mancher Grosse soll bekennen,

Der Ruhm sei etwas mehr als Gold.


Und wenn uns Glückes Eigenwille

Auch keine schwere Schätze leiht;

So finden wir in Armuth Fülle,

In Mäßigung Zufriedenheit.


So oft das Jahr wird wiederkehren,

Wird es uns Segen gnug verleihn;

Für wenig Wünsche viel gewähren,

Für wenig Mühe hoch erfreun.


So lieben wir mit frohem Schritte

Uns Hand in Hand durchs Leben wett.

Die süsse Ruh krönt unsre Hütte,

Und süsse Kinder unser Bett.
[218]

Wie wird es dich, wie mich vergnügen,

Wenn um mein Knie sich jedes schlingt,

Und dich mir in den zarten Zügen

Im Lallen dich mir wiederbringt.


So schleichet uns, wie ferne Lieder,

Des Lebens Abend sanft herbei:

Du liebst in deinen Mädchen wieder,

Ich blüh in meinen Buben neu.

Quelle:
Johann Gottfried Herder: Stimmen der Völker in Liedern. Stuttgart 1975, S. 218-219.
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