20. Die Silberquelle
Englisch

[274] Aus Thom. Carew. p. 34.


Hast, liebes Mädchen, frisch und jung,

Du jenen Mann gesehn,

In heissem Durst nach Labetrunk

Zur kühlen Quelle gehn?

Voll Sehnsucht bog er ihr sein Knie,

Und Göttin, Göttin nannt' er sie.


Und als sie seinen Durst gestillt

Mit ihrem süssen Trank;

Und neubelebt und Krafterfüllt

Er ihr zu Füssen sank;

Da schlief er ein und ohne Dank

Trug ihn hinweg ein loser Gang.


O Mädchen, wie die Quelle rein,

Unschuldig, frisch und schön,

Ach laß es nicht dein Schicksal seyn,

Laß nie dirs also gehn,

Daß wenn du andere erfreust,

Du selbst dir Thränenquelle seyst.[274]

Quelle:
Johann Gottfried Herder: Stimmen der Völker in Liedern. Stuttgart 1975, S. 274-275.
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