Mondlied

[147] Ich wandle still den Waldespfad,

Es dunkelt die Nacht herein.

Im Grunde rauscht ein Mühlenrad,

Der Grillen Lied fällt ein.


Wie liegt so tief, wie liegt so weit

Die Welt im Mondesduft!

Die Stimme der Waldeinsamkeit

Im Windessäuseln ruft:


Wirf ab dein bang erträumtes Weh,

Wirf ab die falsche Lust!

Sie schmelzen hin wie Märzenschnee,

Und öde bleibt die Brust.


Blick auf, wo Stern an Stern entbrennt,

Und sprich dein Herz zur Ruh;

Denn ew'ger als das Firmament,

Du kleines Licht, bist du!

Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 147.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Neue Gedichte und Jugendlieder
L'Arrabbiata Und Gedichte (Dodo Press)
Andrea Delfin. Prosa und Gedichte.