3.

Friedrich Rückert

[540] Kein einzler Baum, ein Wald mit tausend Zweigen,

Und Vögel aller Zungen, aller Zonen

Durchzwitschern hell die laubigen Wipfelkronen,

Nachts aber tanzen Elfen ihren Reigen.


So zu den Sternen aufwärts sah'n wir steigen

Den Liederwald, den Winterstürme schonen,

Und lang in seinem Blütenschatten wohnen

Wird unser Volk und ihn den Enkeln zeigen.
[540]

Nicht jedes Blatt ist eine Wunderblüte,

Doch nie ließ uns ein Geist in solcher Fülle

Des Lieb'- und Liederfrühlings Zauber ahnen.


Den Tiefsinn einer Welt barg sein Gemüte,

Und aus des Morgenlandes heil'ger Stille

Bracht' er uns heim die Weisheit des Brahmanen.

Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 540-541.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Neue Gedichte und Jugendlieder
L'Arrabbiata Und Gedichte (Dodo Press)
Andrea Delfin. Prosa und Gedichte.