Eigensinnigkeit ist schädlich.

[331] Eine gewiese Frau wolte in allen recht haben / da sie nun unter andern einsmals bey dem Essen sich mit ihren Mann (wie ihr ordinari Brauch war) tapfer herum zanckte / mit diesen Worten: Es muß nach meinen Kopf gehen: sprach der Mann endlich: Ey freylich / es bleibt dabey: und nahme erstlich einen Deller /und warffe ihn auf sie / sprechend: Ja / ja / es gehe nach deinen Kopff. Hernach ein Schüssel / es gehe nach deinen Kopff. Folgends die Rein / es gehe nach deinen Kopff: Recht so / (sagte sie) endlich ergriff er den Krug mit Bier / schmiesse solchen auch nach ihr mit vorigen Worten / es gehe alles nach deinen Kopff: Also ergehet es manchen nach seinem Kopff mit Schaden.

Hyero König in Sicilien / ward eintzig und allein derentwillen erschlagen / weil er alles was man ihm mit guter Meynung gerathen / verächtlich hindan gesetzt / des Raths Authorität geschmälert und darniedergeschlagen / auch seines Gefallens wider Gesätz und Recht gehandlet. Livius lib. 3.

Ebner massen hat Julius Cäsar seine Sachen verderbet / zu welcher Eigensinnigkeit ihn sein Fuchsschwäntzer Cornelius Balbus beredet. Suet. c. 28.

Ludovicus der Eilffte / hat seinen Sohn Carolum nicht studiren / sondern nur diese wenige Wort lernen lassen: Nescit regnare, qui nescit dissimulam: damit er angewohnete in seiner[332] künfftigen Regierung / mehr anderer Leute Raths / als seines eigenen Gedunckens zu gebrauchen: dann er hielte darvor / es wäre besser /daß sein Sohn vielen guten Freunden folgte / als daß viel gelehrte und verständige Leute sich nach seiner sonderbaren Meynung richten müsten.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 331-333.
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