Kostbare und in Ehren gehaltene Säul.

[326] Unter vielen stattlichen Säulen / so vor Zeiten die Aegytier aufgerichtet ist preißwürdig diejenige / so König Ramires mit sehr grossen Unkosten hat setzen lassen; dann Plinius lib. 36. c. 9. meldet / daß 200000. tausend Handwercks-Leuth[326] daran gearbeitet / als nun solche Säul nach vollkommener Verfertigung sollte aufgerichtet werden / besorgte der König billich / es mögten alle Strick und Züg / so grossen Last in die Höhe zu bringen nicht erklecklich seyn /derowegen verordnete er / daß man seinen einigen und liebsten Sohn an diese Marmor-Säul binden solte /damit die Baumeister auf des Königlichen Sohns Heylbedacht / sich desto eiferiger möchten angelegen seyn lassen / damit offtgedachter so kostbaren Säul kein Verletzung widerfahren mögte / sondern unbeschädigt auf dem Grund gesetzt wurde / welches auch geschehen ist sintemaln die Werckmeister in dero Aufrichtung absonderliche Sorg für die Unbeschädigung des Königlichen Printzens tragende / alles zum glücklichen End gebracht / und offtgedachte Säul / die Säul des Sohns genennt haben: nach Verfliessung gewieser Jahren aber ist Cambyses der Perser-König mit einem grossen Kriegs-Heer ankommen und hat die Stadt aller Orten mit Feuer angesteckt / daß sowol grosse Palläst und Tempel / als kleine Häuser insgesamt in die Asche verfallen müssen / endlich nahete sich auch die Flamm vielerwöhnter Säule; sihe! da kame Cambyses unvermuthet dahin / und als er ihren Pracht ersehen / befahle er alsobald seinen Soldaten dem Feuer nach Möglichkeit zu wehren / damit ein so herrliches Werck keinen Schaden leiden mögte.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 326-327.
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