Serpentinreiterin

[62] Fräulein Schumann gewidmet.


Ein sehniger Adel die junge Gestalt,

Den wippenden Zelter in leiser Gewalt,


Nun reitet sie rund in wendendem Kreis

Wie der steinerne Gast unirdisch weiß.


Männerseelen gerännen zu Eis,

Ein Don Juanblut treibt kühner und heiß.


Nun das da? Was für ein sonderes Ding?

Ein berittener Schmetterling!


Nun kommt von Farren ein Flöten und Flirren

Auftrachtendes Schlagen, farbiges Girren,

Ergießen und Flattern, ein brünstiges Blühen

Breithinschmausende Töne erglühen.

Grünleuchtendes Winden, purpurnes Schweifen

Kelche, die nach Blumen greifen.

Alle Leidenschaft angefacht.

Großgestirnte tiefblaue Nacht.
[62]

Der Pegasus, das Musenroß,

Wie's aufrecht in den Himmel schoß!


In tauschendem Rausch das mutige Leben,

Das Starke allein sich wissen zu geben.


Ein sehniger Adel die junge Gestalt,

Den wippenden Zelter in leiser Gewalt.


Quelle:
Peter Hille: Gesammelte Werke. Berlin 1916, S. 62-63.
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