§. 47.


ganze Einrichtung

[245] das Ansehen gewinnt, als wenn der verstorbene Heraldikus sie aus alten und neuen Flicken zusammengebracht hätte, so waren doch die Glieder des hohen Raths sammt und sonders, nachdem sie dieß Werk zu Stande gebracht hatten, auf eine so einleuchtende Art begeistert, daß eins das andere fragte: wie gefällt es Ihnen beim Pontius Pilatus? – Gelt! in der adeligen Zelle Nr. 6 ist[245] eine Aussicht, die einen Fürsten reizen könnte? Die bürgerliche Zelle Nr. 5 – ist die zu verachten? Alles stand so herrlich in der Einbildung, daß man auf dem Berge Zion war wie zu Hause. Die Ritterin hatte in dem Schlafkabinet der Frau Pontius Pilatus schon viele und recht denkwürdige Träume gesammelt, und das Häuschen des heiligen Simeons gefiel dem Pfarrer so herzlich wohl, daß er oft die Hände brach und zur Uebung einmal über das andere ausrief: Herr! nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren! – wobei er indeß jederzeit wohlbedächtig hinzufügte: wenn Zeit und Stunde ist. Fürs erste gefiel es dem Diener in diesem Jammerthale nicht übel; denn nach aufgehobener Session wartete seiner ein kostbares Mahl, welches nach so vielen Imaginationsfesten und Geistesschmäusen die ehrlichen fünf Sinne wirklich mit Wohlgefallen sättigte.

Der Ritter übernahm es, dieses Jerusalem bei dem


Quelle:
Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 1, Leipzig 1860, S. 245-246.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z
Hippel, Theodor Gottlieb von: Th. G. v. Hippels sämmtliche Werke / Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z. Theil 1
Hippel, Theodor Gottlieb von: Th. G. v. Hippels sämmtliche Werke / Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z. Theil 2