§. 167.


Allerdings;

[292] und zwar ein solcher, zu welchem Johannes dem Ritter den Weg zeigen wollte. Dergleichen Brüdervorbereiter waren unserm Ritter seit der Zeit, daß Johannes ihn zur Freimaurerei präparirte, nicht vorgekommen, und da der Ritter aus jener Vorbereitung nur zu deutlich den Widerwillen unseres Johannes gegen alles Ordenswesen bemerkt hatte, so schien es ihm unbegreiflich, daß das Ende dieses Wortwechsels zu einem Orden führen sollte. Johannes, rief der Ritter auf, es ist nicht zum erstenmal, daß Theokratie in Hierarchie, der Monarch in einen Despoten ausartet, und der Philosoph ein Dichter wird. Sie und ein Orden – wie kommt dieß Paar zusammen? Weiß ich nicht, daß Sie Muth und Redlichkeit hatten, ohne Rückhalt zu sagen, was Sie dachten? Suchten und fanden Sie je durch den Orden Ihr Glück? Erhielten Sie Ihr Amt nicht als Palme Ihres Verdienstes auf dem geradesten Wege,[292] wenn andere sich durch Ordensprotectionen zu Ehren und Würden schwangen, zu denen Sie kein anderes Verdienst mitbrachten, als Ordenskreuze unter der Weste? Hießen Sie nicht Thomas der Ungläubige? Und gibt es einen Menschen, der weniger für Ceremoniell und Feierlichkeit ist, zumal wenn es so wenig zu der Sache paßt, die es vorposaunt? Sie hatten bei Ihrer kleinen Stelle Gelegenheit, sich durch Handelsunternehmungen das zu erwerben, was viele andere sich auf Schleichwegen ihres Amts zuzuwenden pflegen, und wohl Ihnen, daß Sie jetzt ohne Ab-, Hin-und Rücksichten sich selbst – rein leben können! Stimmt Ihr Lebenslauf mit der Idee eines Ordens? War nicht Ihr altes Lieb: warum Schule oder Orden?

Lehrte Plato, erwiederte Johannes, nicht, wie die Herren Sophisten, an einem gewissen Orte über gewisse Materien für gewisse Personen? Sokrates selbst hatte seine Brüder Jünger, wenn gleich er und sie keinen Orden ausmachten. Wenn wir unsern gegenwärtigen Sophisten entgegen arbeiten wollen, geht es ohne Ordensschule nicht füglich an. Doch ist unsere Loge gegen die Sophisten ohne Ordensmantel, ohne Bänder, ohne Verzierungen und ohne (des wunderbaren Putzes!) Kreuz, das, wenn es Galgen hieße, fein Mensch tragen würde. – Dieser Orden ist das Gegentheil von allen Orden, oder legt es darauf an, das Gegentheil davon zu seyn. Menschheit, Menschenliebe ist sein Zweck. Wär' ich im Apostelgrade, ich würde, setzte Johannes hinzu, wie ehemals Nathanael in der Bibelsprache, sagen: Komm und siehe! Mein Herz spricht zu Ihnen; und das heißt Vorbereitung. – Es gibt keine Aufnahme; – jeder Mensch ist aufgenommen. Doch können Menschen unter sich Entschlüsse fassen; und sehen Sie da, das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe! – – Eine


Quelle:
Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 2, Leipzig 1860, S. 292-293.
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