Chatten

[9] Ut primum adoleverint, crinem barbamque submittere, nec nisi hoste caeso exuere votivum obligatumque virtuti oris habitum, ignavis et imbellibus manet squalor.

Tacitus de Germ. cap. 31.


Sitte war's in alten Tagen

Bei der edlen Chattenschaar:

Bis man einen Feind erschlagen,

Ließ man wachsen Bart und Haar.


Auch noch heute giebt es Chatten,

Die mit langen Bärten gehn,

Weil sie noch das Glück nicht hatten,

Irgend einen Feind zu sehn. –


Wo die meisten Feinde waren,

Drang der Chatte wild hinein,

Von des Leibes Feigheitshaaren

Wollt' er zeitig sich befrein.


Wir auch haben heute Chatten,

Die mit langen Bärten gehn,

Doch sie wollen auch den Schatten

Eines Feindes nicht mal sehn.

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder von Hoffmann von Fallersleben, 1. + 2. Theil, 1. Theil, Hamburg 1841, S. 9-10.
Lizenz:
Kategorien: