Hunde und Katzen

[27] Die Hund' und die Katzen die stritten sich

Und zankten sich um die Wette,

Wer unter ihnen urkundlich

Den ältesten Adel hätte.


»Wir haben ein ururaltes Diplom

Lang her von undenklichen Tagen,

Was Remus mit Romulus einst zu Rom

Gab allen Isegrims-Magen.«


»Zeigt uns, erwiedern die Katzen, wohlan!

Zeigt her die alten Briefe!

Was steht denn drin, was hangt denn dran?

Wo sind sie, in welchem Archive?«


Man schickte den Pudel eilig nach Rom

Zum Aerger der Katzen und Kater,

Der sollte holen das alte Diplom

Herbei vom heiligen Vater.[28]


Der Pudel kommt ganz ungeniert

Zum Papst hereingetreten;

Er hat den Pantoffel ihm apportiert

Und dann ihn höflich gebeten.


Der Pudel empfing aus des Papstes Hand

Was das Hundevolk begehrte;

Dann zog er wiederum in sein Land

Auf seiner alten Fährte.


Und als er kam an den Po bei Rom,

Da schwamm vor ihm ein Braten,

Er schnappte danach, und verlor sein Diplom,

Und musst' es auf ewig entrathen.


So stand die Sache nun wie zuletzt,

Der Streit blieb unentschieden,

Und Hund' und Katzen halten bis jetzt

Noch immer keinen Frieden.


Die Hunde die denken noch immer so:

Wir werden sie schon überwinden!

Sie suchen und forschen noch immer am Po –

Und können den Adel nicht finden.

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder von Hoffmann von Fallersleben, 1. + 2. Theil, 1. Theil, Hamburg 1841, S. 27-29.
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