Deutschlands Ehre

[171] Um's Jahr 1200.


Ir sult sprechen willekomen!

der iu mære bringet, daz bin ich.

allez daz ir habt vernomen,

daz ist gar ein wint: nû vraget mich.

ich wil aber miete:

wirt mîn lôn iht guot,

ich sage iu vil lîhte daz iu sanfte tuot.

seht waz man mir êren biete.


Ich wil tiutschen vrouwen sagen

solhiu mære, daz si deste baz

al der werlte suln behagen:

âne grôze miete tuon ich daz.

waz wold ich ze lône?

si sint mir ze hêr:

sô bin ich gevüege und bite si nihtes mêr,

wan daz si mich grüezen schône.[172]


Ich hân lande vil gesehen

unde nam der besten gerne war:

übel müeze mir geschehen,

künde ich ie mîn herze bringen dar,

daz im wol gevallen

wolde vremeder site.

nû waz hulfe mich, ob ich unrehte strite?

tiutschiu zuht gât vor in allen.


Von der Elbe unz an den Rîn

und her wider unz an Ungerlant

sô mugen wol die besten sîn,

die ich in der werlte hân erkant.

kan ich rehte schouwen

guot gelâz unt lîp,

sem mir got, sô swüere ich wol daz hie diu wîp

bezzer sint danne ander vrouwen.


Tiutsche man sint wol gezogen,

rehte als engel sint diu wîp getân.

swer si schildet, derst betrogen:

ich enkan sîn anders niht verstân.

tugent und reine minne,

swer die suochen wil,

der sol komen in unser lant: da ist wünne vil.

lange müeze ich leben dar inne!


Walther von der Vogelweide, † um 1228.

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder von Hoffmann von Fallersleben, 1. + 2. Theil, 2. Theil, Hamburg 1841, S. 171-173.
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