Nahen des jüngsten Tages

[181] Um's J. 1225.


Nû wachet! uns gêt zuo der tac,

gein dem wol angest haben mac

ein ieglich kristen, juden unde heiden.

wir hân der zeichen vil gesehen,

dar an wir sîne kunft wol spehen,

als uns diu schrift mit wârheit hât bescheiden.

diu sunne hât ir schîn verkêret,

untriuwe ir sâmen ûz gerêret

allenthalben zuo den wegen,

der vater bî dem kinde untriuwe vindet,

der bruoder sînem bruoder liuget,

geistlich orden in kappen triuget,

die uns ze himel solten stegen:

gewalt gêt ûf, reht vor gerihte swindet.

wol ûf! hie ist ze vil gelegen.


Walther von der Vogelweide.

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder von Hoffmann von Fallersleben, 1. + 2. Theil, 2. Theil, Hamburg 1841, S. 181-182.
Lizenz:
Kategorien: