Tragische Geschichte

[107] Mel. Nun sich der Tag geendet hat

Und keine Sonn' mehr scheint.


Jüngst ist ein General erwacht,

Ein tapfrer General,

Dem hat ein Traum um Mitternacht

Gemacht viel Angst und Qual.


Er war im Leben noch erstreckt

Durch keinerlei Gefahr,

Doch hat ein Traum ihn aufgeweckt,

Ein Traum gar wunderbar.


Was träumte denn dem General

In später Mitternacht?

Was hat ihm denn so große Qual

Und soviel Angst gemacht?


Ihn der gebebt in keiner Schlacht,

Den nichts noch hatt' erschreckt,

Was hat ihn denn um Mitternacht

Aus seinem Schlaf geweckt?


War's Krieg und Pest, war's Hungersnoth?

War's Hülf- und Feuerschrei?

War's Hochverrath, und Mord und Tod?

War's blut'ge Meuterei?[108]


Ihm träumte – nun, es war enorm! –

Daß durch das ganze Heer

Erhielte jede Uniform

Hinfort zwei Knöpfe mehr.

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder von Hoffmann von Fallersleben, 1. + 2. Theil, 2. Theil, Hamburg 1841, S. 107-109.
Lizenz:
Kategorien: