Rococo's Glaubensbekenntniß

[12] Swer lobt des snecken springen,

unt des ohsen singen,

der quam nie dâ der lebarte spranc

unt dâ diu nahtegale sanc.

Vridanc.


Mel. Ich war erst sechszehn Sommer alt,

Unschuldig und nichts weiter.


Ich stimme für die Monarchie,

Da giebt's noch Räng' und Stände;

Mit Republik geht Poesie

Und alles Glück zu Ende.


Ich stimme für die Monarchie;

Wenn wir darin nicht wären,

Wie könnten wir doch ohne sie

So viele Leut' ernähren.


Ich stimme für die Monarchie,

Für Würden, Titel, Orden;

In Republiken sind noch nie

Verdienste was geworden.


Ich stimme für die Monarchie,

Wo die Censur noch waltet,

Wo nicht der Presse Despotie

Nach Herzenslüsten schaltet.[13]


Ich stimme für die Monarchie,

Wo weise wird regieret,

Weil Grundbesitz mit Hab' und Vieh

Nur ist repräsentieret.


Ich stimme für die Monarchie,

Die giebt noch gute Rente;

Es gab die Republik doch nie

Vier oder fünf Procente.


Drum laß ich mir die Monarchie

Auch nun und nimmer rauben:

Wir haben Eine Liturgie,

Und Einen Gott und Glauben.

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder von Hoffmann von Fallersleben, 1. + 2. Theil, 2. Theil, Hamburg 1841, S. 12-14.
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