Hundspossen

[261] C.H.v.H.


So will ich auch/ daß meine lieder/

Du hingelegter Rodomont/

Dem glut und muth in augen stund/

Besingen deine kalten glieder.

Nur klag ich/ daß kein harzicht schwein

Hat sollen dein geferte seyn/

Und neben dir sich strecken müssen/

Daß dein und deines feindes blut[261]

Nicht schäumig soll zusammen fliessen/

Und roth besiegeln deinen muth.


Doch weil du schienst zu seyn gebohren

Um Jupiters gezelt zu stehn/

Und durch sein donnerreich zu gehn/

Ward dir ein donner-tod erkohren/

Ein donner so aus eisen kracht/

Den schwefel und salpeter macht/

Wenn hitz und kält einander fliehen/

Schlug dein geschicktes haupt entzwey/

Wir aber wollen uns bemühen/

Daß deiner unvergessen sey.


Kommt ihr bekanten höllen-hunde/

Die kleinen reckel ruff ich nicht/

Den krafft und würdigkeit gebricht/

Heult eyfrig aus dem tieffen schlunde/

Heult traurig durch die gantze nacht/

Biß daß der himmels-hund erwacht/

Von dem die heissen tag entspriessen.

Ich weiß/ er heult so gut als ihr/

Daß sich der bär wird fürchten müssen/

Und neben ihm der kühne stier.


Des Cerberus gedritten rachen

Wird auch eröffnen dieser fall/

Er soll durch ungemeinen schall

Den hof des Pluto wacker machen.

Der schwartze pförtner/ den die last

Der schweren ketten hat umfast/

Wünscht Rodomonten zu empfangen.

Der ärmste fühlt beschwer und pein/

Verlangt die freyheit zu erlangen

Und Rodomonten gleich zu seyn.


Nun Rodomont spielt auff dem strande/

Da der recht edlen hunde geist[262]

Der grossen wollust sich befleist/

In einem wunderschönen lande.

Er rennt und fühlt nicht müdigkeit/

Reich an vergnügung/ arm an leid/

Schertzt mit Dianens geilen hunden/

Er ist auf bulerey bedacht/

Nur diß/ was ich nicht recht befunden/

Ist/ daß er keine junge macht.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte zweiter Teil, Tübingen 1961, S. 261-263.
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