Sonnet

[12] C.H.v.H.


Gantz traurig/ halb entzückt und mit geschränckten füssen/

Saß Sylvius und sprach: Ich fühle todes-macht/

Die so mich in das joch der süssen pein gebracht/

Die weiß ich diesen tag nicht billich zu begrüssen.

Ach daß die stunden nicht wie meine thränen flüssen!

Daß das verhängniß nicht mit mir ein ende macht/

Weil alles über mir in einem nun erwacht/

Und mein verdammtes licht kan keinen trost geniessen.

So saß er und entschlief/ die augen fielen zu/

Er war ohn allen trost/ er ruht' ohn alle ruh.

Er schlief dem auge nach/ es wachten pein und schmertzen/

Ihm stieß ein süsser schall die matten augen auf:

Mein Sylvius getrost und hemme deinen lauf.

Nicht suche Lesbien/ sie wohnt in deinem hertzen.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte zweiter Teil, Tübingen 1961, S. 12.
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