Als Flavia auff das land reisete

[47] C.H.v.H.


Eilstu denn/ Flavia/ so schleunig auff das land?

Wilstu zu dieser zeit dich in die rosen setzen?

So hüte dich doch auch/ daß deine schöne hand

Der rosen nachbarin/ die dornen nicht verletzen.

Die Flora/ die dich nicht genugsam rühmen kan/

Wirfft ihre liebligkeit zu deinen zarten füssen/

Sie legt mit eigner hand dir einen fässel an/

Und wünschet nichts so sehr als deinen mund zu küssen.

Sie spricht: ich bin beschämt, daß mein beblümtes reich

Für deiner glieder pracht muß auff die seite weichen;

Die rosen werden hier von deinen lippen bleich/

Dir muß die lilie den weissen scepter reichen.

Ja selber der Jeßmin reucht nicht so gut wie du.

Der weisse Isabell läst sich dein haar vertreiben/

Und jede blume rufft dir/ schönste blume/zu:

Wir blumen/ wir vergehn/ du blume kanst verbleiben.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 47-48.
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