[Der himmel pflantzet mein gelücke]

[452] C.H.v.H.


Der himmel pflantzet mein gelücke/

Er lacht mich freundlich an durch tausend holde blicke/

Er macht aus winter frühlings-zeit/

Er wirckt mir selber zeug zu einem feyer-kleide/

Ich bin von boy und flohr befreyt/

Und meine wolle wird zur seide.


Ich kan den port itzt recht erreichen/

Und darff nicht um das haupt der leeren hoffnung streichen/

Mein ancker sinckt in süsse ruh/

Dein auge hat mir selbst ein leit-stern werden müssen/

Ja/ mein gelobtes land bist du/

Laß mich das vorgebürge küssen.


Schlag doch nicht mehr die augen nieder/

Ist denn mein reiner schertz/ Rosette/ dir zuwider?

Ich bin dir ja nicht unbekandt/

Du kennest mein gesicht/ und auch mein treues hertze/

Drum glaube/ daß der liebe brand

Sich stärcket zwischen freud und schertze.


Wilst du dich der natur entreissen?

Diß kan die tugend selbst nicht eine tugend heissen/

Das schöne blumwerck deiner brust

Ist nicht vor dich allein auff diese welt gebohren/

Es hat es auch zu meiner lust

Des himmels ausspruch außerkohren.
[452]

Du must in dir nicht selbst verwesen/

Laß mich um deinen mund die zucker-rosen lesen

Durch einen unverwehrten kuß/

Laß doch den süssen thau auff meine lippen rinnen/

Daß durch verliebten überfluß

Die geister selbst sich küssen können.


Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 452-453.
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