[Die freyheit leg ich dir zu deinen füssen]

C.H.v.H.


Die freyheit leg ich dir zu deinen füssen/

Und die vernunfft liegt auch dabey/

Damit nun alles deine sey/

So wird mein gantzer leib dir künfftig dienen müssen/

Denn wer so redlich liebt/ und auff dich denckt/ wie ich/

Behält gewißlich nichts zum eigenthum vor sich.


Ich weiß/ Amanda/ dir ein mehrers nicht zu geben/

Ich reiche dir so viel ich kan;

Nimm nur mein hertz geneiget an/

Das ohne deinen dienst verschworen hat zu leben/

Schleuß dieses schlechte gut in dein behältniß ein/

Und laß vertrauligkeit desselben siegel seyn.


Du wirst mein sanfftes joch mit reiner seide zieren/

Es wird mich deine schöne hand/

Das atlaß weich- und weisse band[448]

In den beblümten kreyß der wollust-gärte führen.

Mein geist schmeckt allbereit der blumen lieblichkeit/

Damit Amanda mir das schlechte haupt bestreut.


Durch deine höffligkeit/ so mit dir ist gebohren

Und dich/ als ihre schwester/ liebt/

Wird ja dein sclave nicht betrübt/

Du hast noch keinen freund zum marterthum erkohren

Ich weiß/ du wirst mich noch auff rosen heissen stehn/

Und meine sonne mir nicht lassen untergehn.


Wer wolte sich durch dich nicht willig lassen binden/

Das angenehme wunder-licht/

So aus den schönen augen bricht/

Läst nichts als morgenschein und süsse lust empfinden.

Die seuffzer/ so allhier das hertze fahren läst/

Hat nur der überfluß der anmuth ausgepreßt.


Laß deinen treuen freund in diesen banden sterben/

Komm/ drücke mir die augen zu/

Nichts blendet mich so gut/ als du.

Und meine freyheit kan nicht grössern ruhm erwerben/

Als wenn/ indem dein mund bey ihrer leiche lacht/

Dein leib ihr einen sarg von sammt und rosen macht.


Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 445-446,448-449.
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