Als Flavia sich neben ihm einst auff dem lande befand

[88] C.H.v.H.


Wenn ich mein trübes licht nach diesem orte richte/

Da Flavia bey mir vor wenig tagen saß/

Als ich die lilien von ihrem angesichte

Und rosen um das feld der zarten lippen laß;

So seufz' ich: schöner ort! du hast zu viel verlohren![88]

Doch deine Flavia die findest du bey mir.

Ich fluchte/ daß ein weib mich zu der welt gebohren/

Wenn mir mein hertze sie nicht zeigte für und für.

O wald! muß gleich dein blat noch or dem winter weichen/

Das bild der Flavia steht hier doch unberührt.

Wird gleich der bleiche tod mir umb die schläffe streichen/

So weiß ich/ daß mein hertz sie mit zu grabe führt.


Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 88-89.
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