Der fünfte Aufzug


[358] Das Innere eines Zeltes. Haupteingang in der Mitte. Nebeneingänge je zwei links und rechts. – Ein gebrochener Stuhl und eine hohe Trommel als Sitze. Eine eiserne Regimentskasse in der Nähe. – Rechts vorne ein Haufen Beute: Teppiche, kostbare Gewänder, Sattelzeug, Linnen, alles auf einen Haufen geworfen. Es ist dunkel, kurz vor Tag. – Signale ah und zu, wie von dem Zeltlager ringsum. Öfters Schießen in der Ferne.

Ein Tatar bringt die gebundene Zigeunerin an einem Strick geführt. Der Reiterbub ihm voraus. – Simon sieht sich um; er ist mit dem Durchzählen und Aufschreiben der erbeuteten Sachen befaßt. – Indrik steht auf von einem Schemel, auf dem er gesessen hat. Er ist gewaffnet und hat einen Streitkolben vom Gurt hängen. – Der Arzt tritt seitwärts aus dem Dunkel hervor und Graf Adam von einer andern Seite.


REITERBUB. Das ist die Zigeunerin und der Reiter, der sie eingebracht hat. Sie hat blutige Füß, er hat sie hinter dem Pferd laufen lassen.


Der Arzt tritt näher hin. Der Tatar tritt ab, der Reiterbub gleichfalls, nachdem er Graf Adam etwas leise gemeldet.


ARZT. Es hätte ihr Tod sein können. Sie ist schwanger.

INDRIK. Schwanger vom Olivier? So kommt sie mit dem leibhaftigen Satan nieder.

GRAF ADAM. Wie seht Ihr das sogleich? Ich hätte ihr nichts angekannt.

ARZT. Es prägt sich aus, untrüglich. Die Haltung, die Augen. Ich könnte es kaum sagen.

INDRIK zu Simon. Ist das die rechte Olivierische Haupthur? Simon, schau sie an!

ADAM. Nicht so laut, der König schläft.

ANTON tritt leise links heraus. Nein, er ist auf und liest in einem Buch.

SIMON tritt hin, aber nicht nahe. Wie heißt die Rechte? Zwölf[358] und zwanzig Weiber hat er hinter ihm drein bei Tag und bei Nacht, aber diese ist die große Lieblingin von ihm gewesen jederzeit. Mir gewünscht, daß ich sie nie mit meine Augen hätt gesehen einziehen in ä Stadt. Was dahinter bleibt, is ä Schindanger voller halb noch zappelnde Leichen.

REITERBUB tritt wieder ein, sieht Adam an.

ADAM. Eintreten lassen.

REITERBUB ab.

ADAM. Es gehen die Bannerherren jetzt hier durch. Schafft das da beiseite.

INDRIK zu der Zigeunerin. Hock nieder. Er wirft einen Teppich über sie.


Reiterbub öffnet den Vorhang am Haupteingang. – Zwei Tataren treten ein mit Lanzen. Dann eine kleine Schar Herrn von Hof, ohne Waffen, dann wieder zwei Tataren.


ADAM. Nehmen die erlauchten Herren hier vorlieb, Er weist auf den kleinen Ausgang rechts. Seine Majestät wird Sie bald vor sich befehlen.

EINER DER HERREN halblaut. Es ist uns freies Geleit gesichert. Wir sind ohne Waffen. Wozu die Tataren uns am Leib?

ADAM. Eine Ehrenwache, nichts weiter, erlauchter Herr.


Er führt sie rechts hinüber.


EIN ANDERER HERR im Gehen halblaut. Ihr, Vetter Adam, habt geschwind erraten, wie der Wind sich drehen wird. Ich mache Eurer Vorsicht mein Kompliment.

ADAM öffnet den Vorhang rechts. Belieben die gebietenden Herrn hier einzutreten. Er läßt sie eintreten und folgt ihnen.


Zwei Tataren bleiben an der Tür rechts, zwei am Haupteingang.


INDRIK zieht den Teppich weg und reißt die Zigeunerin vom Boden auf gegen das Licht. Wo ist dein Kerl? dein Gschwuf? Wo zündet er jetzt Dörfer an und haut den Kindern die Köpfe ab? Wir sind ohne Nachricht von Seiner besoffenen Magnifizenz! Gib Antwort oder man wird dich anders fragen!


Die Zigeunerin preßt die Zähne zusammen. – Anton horcht nach[359] links, tritt dann vor den linken Eingang, hebt den Vorhang ehrerbietig.


ADAM. Der König. Neigt sich.


Simon tritt zurück. – Indrik zieht die Zigeunerin nach hinten.


SIGISMUND tritt herein, in einem langen Leibrock, ungewaffnet; er geht auf den Tisch zu. Woher sind die Landkarten? Er setzt sich.

INDRIK tritt vor. Aus dem Kloster, das gestern abend rechter Hand unserer Marschlinie gebrannt hat.

SIGISMUND beim Tisch, ohne aufzusehen. Die Tataren sollen sich in acht nehmen. Wenn ich wieder einen roten Himmel sehe, lasse ich ihrer ein Dutzend hängen. Da er den Blick des Arztes auf sich ruhen fühlt. Wundert Ihr Euch, daß ich schnell die Sprache der Welt gelernt habe? – Guter Freund, mein Ort ist ein schreckenvoller Ort, und ich lebe unter den Sternen auch am lichten Tage, und nichts ist da oder nicht da: alles, indem es ist, war schon da. Er winkt Adam heran, zeigt ihm die Karte. Eine schöne Darstellung. Da liegt das ganze Land bis ans Gebirge hin. Schön liegt es da, wie in einem Korb. Hier seht Ihr die Sümpfe südlich.

ADAM. In die wir den Olivier mit Gottes Hilfe werfen werden.

SIGISMUND. Oder er uns mit des Satans Beistand.

ADAM. Bei unseren Tataren hält sich hartnäckig ein Gerücht, wonach es zwischen ihren Leuten und ihm zu einem für uns glücklichen Treffen gekommen wäre. –

SIGISMUND. Wir wollen sicherer gehen, denn wir stehen einem starken Teufel gegenüber. Es sind keine Nachrichten herein? – Deine Kundschafter, Simon?

SIMON tritt heran. Es ist keiner zurück. Aber die dort ist mehr wert als ein Bericht. Er zeigt auf die Zigeunerin, die dem Tisch den Rücken kehrt.

SIGISMUND. Ist das eines seiner Weiber?

SIMON leiser. Das ist eine große Mitwisserin von allem was er vorhat.[360]

SIGISMUND zu Indrik. Sorge, daß du sie zum Reden bringst. Ohne Gewalt! Geh mit, Simon. Nehmt von dem Zeug da und bestecht ihre Begehrlichkeit.


Die Zigeunerin lacht lautlos. – Indrik und Simon ab nach links hinten mit der Zigeunerin.


SIGISMUND zum Arzt. Ich habe im Plutarch die Biographie gelesen, die Ihr mir aufgeschlagen hattet. Es sind große Bezüge darin auf uns und unsere Lage trotz der Verschiedenheit der Zeiten. Ich möchte mich mit Euch darüber unterhalten. Vielleicht findet sich abends eine Stunde.


Der Arzt neigt sich. – Anton, indessen Sigismund redet, hin zu ihm und richtet ihm etwas am Schuh.


SIGISMUND. Fütter dich besser, Anton, ruh mehr aus, laß dir doppelte Rationen geben. Ich will dein altes ausgepolstertes Gesicht wieder sehen.

ANTON küßt ihm die dargereichte Hand.

SIGISMUND zu Adam, indem er sich wieder an den Tisch setzt. Ich habe stark schießen hören bei den Feldwachen kurz vor Mitternacht. Was war da?

ADAM tritt heran. Darf ich Eurer Majestät melden – die Palatine und Bannerherren, so viele ihrer noch am Leben sind, sind mit einer salva guardia durch die Vorposten herein und warten hier nebenan. – Das Schießen war am Fluß zwischen unseren vorgeschobenen Posten und den Grünen. Sie haben jenseits ein festes Lager geschlagen. Aber sie haben sich neutral erklärt und das Schießen ist eingestellt worden.

SIGISMUND. Die Grünen sind Marodierer, Versprengte von der königlichen Armee, verlaufene Mordbrenner von Oliviers Haufen. Seit wann schlägt solches Lumpenpack ein festes Lager und gibt Neutralitätserklärungen ab?

ADAM. Diese sind ein großes kriegsmäßig geordnetes Korps. Es sind Kinder aus allen drei Ländern und sie haben einen Kinderkönig über sich.

SIGISMUND sieht auf von der Landkarte. Was meinst du damit, Adam?

ADAM. Es sind Halbwüchsige, die sich gesammelt haben –

ARZT. Solche sind überall in den Wäldern, seit der vierjährige[361] Krieg unter Basilius die Grenzländer zu einer Wüstenei gemacht hat. Es sind die zusammengelaufenen Waisen aus den Dörfern ohne Häuser. Da oder dort führt ein alter Mann, der sich auf einen Buchenzweig stützt, sie in einen versteckten Winkel auf die Grasweide, solange bis ein harter Winter kommt und sie alle erfrieren. Man hat solches seit Jahren sehen können, wenn man durchs Gebirge geritten ist.


Simon tritt hinten wieder ein, dahinter Indrik mit der Zigeunerin.


ADAM. Es sind ihrer gegen zehntausend. Sie haben besondere Rechte und Bräuche und über sich einen gewählten König, der ein starker und schöner Bursch sein soll und aus den Augen schauen wie ein junger Löwe. Sie pflügen und leben wieder wie die Menschen vordem. Sie verrichten Handwerk und singen dazu.

SIGISMUND. Ich werde nicht zehntausend mit einem verschanzten Lager in meiner Flanke lassen. Das hieße, ihnen gegenüber drei Regimenter und Geschütz zurücklassen um meinen Nachschub zu sichern; soviel Deckung kann ich nicht entbehren. Sie haben einen König, sagst du?

ADAM. Von dem wunderlich genug geredet wird. – Er soll des Königs Basilius Kind sein, von einem schönen wilden Weib, die ihn auf der Jagdhütte bediente- aber sowie er zur Welt kam, von der Mutter in die Wälder verschleppt ohne Kenntnis: er seiner Kindschaft, so der König seiner Vaterschaft.

SIGISMUND. Den Burschen will ich sehen – ich lasse ihm freies Geleit anbieten. Schick einen Parlamentär mit einer weißen Fahne in allen Formen. Wir wollen Seiner grünen Majestät nicht nahetreten. Er wendet den Kopf gegen Simon. Was habt Ihr in Erfahrung gebracht?


Adam gibt den Tataren an den Türen Befehl. Der Reiterbub tritt an die Tür.


SIMON hintretend. Sie äußert sich: zu solchem Gelumpe wie wir sind wird sie nicht den Mund auftun. Wenn sie mit Eurer Königlichen Majestät allein wäre. [362] Leiser. Sie stände Eurer Majestät nicht zum ersten Mal vor Augen.

SIGISMUND steht auf. Ich weiß das. Es wird nichts anderes übrig bleiben. Oder Zum Arzt. wißt Ihr eine andere Methode?

ANTON. Allein unter vier Augen? Leise. Wenn die canaglia ein Dolchmesser bei sich hat? Verhindern das der Herr Doktor!

ADAM halblaut. Man hat sie untersuchen lassen bis auf die Haut. Sie hat weder Schriftliches bei sich noch eine Waffe.

SIGISMUND. Laß indessen den Grafen ein Frühstück vorsetzen – wenn wir etwas haben! Zum Arzt. Verschaffet durch einen Reitenden das Buch, von dem Ihr gesprochen habt. Des Kaisers Marcus –

ARZT. Marcus Aurelius –


Graf Adam, nach einer Verneigung, ist rechts abgegangen; vorher sind auf seinen Wink die Tataren abgetreten.


SIGISMUND. Betrachtungen oder wie Ihr es genannt habt. Ein großer Monarch, – und voll edler Gedanken und weiter Pläne, die Zukunft Europas auf Jahrhunderte in gewisse Bahnen zu lenken. Aber auch er den Umständen unterworfen und stirbt im Gezelt, mitten aus seinen Entwürfen. – Ich beneide Euch um Euer Wissen. Nein, ich liebe Euch darum. Es wohnt bei Euch nicht zur Miete, sondern im eigenen Palast. – Verlasset mich nicht, außer wenn Eurem Körper unsere Lebensweise zu beschwerlich fällt.


Indrik bringt die Zigeunerin näher heran.


SIGISMUND wirft einen Blick auf sie und kehrt ihr dann wieder den Rücken, das Folgende halb für sich, aber doch auch zum Arzt hin sprechend. Durch zweierlei übt das Olivierische in der Welt seine satanische Gewalt aus, durch die Leiber und durch die Sachen. [363] Er streift mit dem Fuß die aufgehäuften Dinge. – Tu ihr die Stricke ab. Zum Arzt, so daß die Zigeunerin es nicht hören kann. Mit ihr werde ich allein sein beim Schein einer Lampe, wie Olivier, aber zu andern Geschäften, weiß Gott. – Sie ist jung und eher schön als häßlich, und dennoch schauderts mich. Aber wir haben nichts anderes, das uns Mutter werden könnte, als dieses Geschlecht, und dies ist der Stoff, aus dem die Welt gemacht ist.

ANTON leise zu Indrik. Laß ihr die Hände gebunden.

SIGISMUND hats gehört. Frei die Hände!


Anton zögernd ab. – Indrik tritt ab.


SIGISMUND setzt sich an den Tisch und blickt in die Karte. Ich habe eine Meldung, daß der rebellische Haufen, den dein Mann befehligt, von meinen tatarischen Truppen ans Gebirge gedrückt und aufgerieben ist. Was sagst du dazu, Wahrsagerin?

DIE ZIGEUNERIN. Wer? der General? Lacht rauh. wer erdruckt den? – Ihr erdruckt vielleicht ein ungeborenes Kind, Ihr! Das trau ich euch zu!

SIGISMUND sieht auf. So trägst du ein ungeborenes Kind in dir?

DIE ZIGEUNERIN schweigt und zieht im Dunkel mit den Fingern Kreise. Womit ich trächtig bin, das sollst du sehen!

SIGISMUND. Was murmelst du?

DIE ZIGEUNERIN schnell auf einem Kreis gehend. Svahah! angah! – Ellio! mellio! – Selo, elvo, delvo, helvo!

SIGISMUND ohne hinzusehen. Du kannst gehen, wenn du nicht reden willst. Lauf. Melde deinem Herrn: ich war eine ungeschickte Botin!

DIE ZIGEUNERIN in einem sonderbaren tanzartigen Schritt auf ihn zu; ihr Haar knistert. Blutige Füße – schlechte Boten! Kommen weit her – laufen welche mit? Sie wirft sich hin, legt's Ohr an die Erde. Viele! eine Armee! Sie schlägt mit den flachen Händen leicht auf den Boden, sogleich[364] erfüllt sich die Luft mit dem Geräusch von vielen trippelnden und schleifenden Tritten.

SIGISMUND sieht auf, geht zu ihr. Sind wir so weit?

DIE ZIGEUNERIN wirft den Kopf zurück. Wir sind so weit! Aus der Erde! aus der Gruft! – Aus dem Abtritt! aus der Luft!


Ein Pfeifen und Trippeln von Ratten und anderem Getier: huschende Schatten überall.


SIGISMUND. Wo wimmeln die Kellerasseln her? Was wollen die Mäus und Ratten, groß wie die Katzen?


Er lacht.


DIE ZIGEUNERIN. Auf, ihr! auf, ihr! – wir sind viele – er ist einer! Groß wird klein, und klein wird groß! alles springt aus einem Schoß!

SIGISMUND. Du kannst nichts aus deinem Schoß schütteln, schwarzer Engel, womit ich nicht auf du und du wäre! Aus dem Dunkel hebt sich etwas wie ein Weib, mit einem entfleischten Pferdekopf an Stelle des Kopfes. Deine Schwestern mit den Roßzähnen haben bei mir kein Glück. Ich habe ihrer welche mit mir im Bettstroh gehabt: sie erwärmen einen schlecht. – Das Ding kommt ihm seitlich näher. Er scheucht es weg. Laß mich, Bettschatz. – Und du versteh mich, kleine Friedenstaube. Ich bin begierig nach einer Botschaft von deinem Herrn Gemahl. Sie brennt dir auf der Zunge; denn du hast dich absichtlich fangen lassen. Wie die Ziege dem Melker, bist du mir zugelaufen. – Also tu den Mund auf, bevor ich dich meinen Tataren in die Arme lege!

DIE ZIGEUNERIN. Deinen Tataren? dir folgt ja niemand! du hast ja keine Armee! das sind ja lauter Lügengeister! die haben alle Teufelsnamen, deine Tataren! Die machst du ja aus Dunst! aus gelbem giftigen Nachtnebel machst du die! -Wie kämen sie denn so lautlos über einen, wenn man marschiert! Wie könnten sie denn ohne Schrei die Wachen erwürgen? – Und doch hast du mit solchem Blendwerk den leibhaftigen Herrgott in den Sumpf getrieben, Judas, verfluchter!

SIGISMUND. Ist der Rote Satan tot? Ah! sassa! Ich – du lügst? du willst mich fangen? – Ich will seinen Leichnam sehen![365]

DIE ZIGEUNERIN. Freßt ihm die Augen aus, ihr Toten – Erde, schüttel den Bauch aus!


Brandröte, Sturm, daß die Zeltpflöcke schüttern. Große Knochen rasseln aus der Erde.


SIGISMUND. Das ist er! So wahr ich – Er stinkt nach Brand und Blut wie der Brunfthirsch! – Bei meiner Überkraft! So wahr ich dich hergezogen an dem tiefsten Strang den ich in der Hand habe!

DIE ZIGEUNERIN niedergekauert, wimmert. Helft mir, Geziefer! Nagt den Strang ab! Er reißt mich!

SIGISMUND. Her vor mich! den Leichnam!


Immer stärkere Brandröte.


DIE ZIGEUNERIN an der Erde, wirft sich herum, deutet nach hinten, dort steht eine zweite Gestalt, ihr völlig gleich. Schau die! schau die! Wie ihr Liebster ihr den Weg erleuchtet mit angesteckten Dörfern! Die kommt weit her! Winkt die Gestalt heran. Hier her!

SIGISMUND. Sessa! bist du doppelt, Hagreiterin? Ich bin auch mehr als einer – da, ich will dir Tempo geben! Er ergreift einen großen Knochen, schwingt ihn, spricht einen Spruch und tut dazu schwere Schritte nach dem Takt, wie ein an den Pflock gebundener Bär. So schrein die sieben Siegel: die Fische werden brüllen, die Engel werden weinen, und schmeißen sich mit Steinen, die Gräslein werden zahnen, und alle hohen Tannen!


Es trommelt in der Luft gewaltig. – Die aufrechte Zigeunerin kommt mit schweren Schritten, auf jeden Trommelschlag einen Schritt, heran. Sigismund schlägt mit dem Knochen den Takt dazu.


DIE AUFRECHTE ZIGEUNERIN mit weit offenen, aber nicht sehenden Augen, im Gehen. Immer geh! immer geh! Blutige Füß! verliert nicht den Mut! Ihr kommt schon hin! ihr kommt schon hin! Freu dich mein Kind! mein Kind im Bauch! Dein Vater brennt die Welt an! das leucht't dir auf den Weg! Sie kommt dicht an Sigismund.

SIGISMUND hebt die Hand. Halt! Stockan! Hier steht wer!


Die kauernde Zigeunerin lacht.
[366]

DIE AUFRECHTE ZIGEUNERIN plötzlich ganz nahe bei Sigismunds Gesicht, jäh den Ausdruck verändernd, als erkennte sie ihn. Pfui, Lagerdieb! Auspeitschen den mit einem Zügel! – Da, bindet ihn! Sie will ihn fassen, er schlägt mit dem Knochen durch die Luft, sie weicht zurück. Der Schmarotzer! Deinem Generalissimus hast das feurige Lüftel aus dem Leib gestohlen! Da drin ists, was du gestohlen hast! Sie schlägt sich auf den Leib. Du Alraun! Samen, vom Galgen geträufelt!

DIE KAUERNDE ZIGEUNERIN fährt mit der Hand in dem Haufen Knochen herum. Ein Fuchs bellt heiser und wühlt sich unter den Knochen hervor mit glühenden Augen. Fürcht dich nicht, mein alter Buhl. Er ist an der Kette. – Was? fletscht er die Zähne gegen dich! Dein leiblicher Sohn, auferstanden aus der Senkgrube. Beiß ihn, hussa, hetz! Ich schmeiß dich auf ihn. Sie nimmt den Fuchs in die Arme; plötzlich hat sie statt seiner den König Basilius in den Armen, der mit halbem Leib aus der Erde ragt.

SIGISMUND. Hinweg! Das ist vorbei. Das liegt in dem Bauch der Erde.


Basilius lacht, streckt seine Zunge gegen Sigismund und fällt zusammen als ein gekrümmter Fuchs, dem die Zunge aus dem Maul geht.


DIE STEHENDE ZIGEUNERIN. Was liegt, steht auf gegen dich. Jetzt geht alles um.


Ein Mann, mit schrecklicher fremder Miene, wälzt sich unterm Zeltvorhang hervor.


SIGISMUND. Ich bin gefeit gegen euch. Erde auf euch!

DIE KAUERNDE ZIGEUNERIN. Erd folgt dir nicht! Ausgestoßen von der Erd. Ausgespien von der Luft! Alraun!

SIGISMUND. Wer bist denn du, alter Nachtwandler? Solche wie du hab ich in meinem Kofen immer um mich sitzen gehabt.

DER MANN AUF DER ERDE reißt sich sein unkenntliches Gesicht ab und enthüllt sich als der tote Julian. Er sitzt auf der Erde und[367] winkt Sigismund mit seiner grünen Hand. Hör mich. Ich habe wenig Zeit. – Sigismund. – Ich hab dich nicht die rechte Sprache gelehrt. Ich möchte mir die Haare raufen. Die ich dich gelehrt habe, reicht nur für die Anfänge. Es geht aber alles immer weiter. Hier, wo ich wohne, ahne ich erst die neue Sprache: die sagt das Obere und Untere zugleich.

SIGISMUND. Sie kommt schon auf acht Füßen zu mir. Aber ich habe keine Zeit. Ich bin ein General in seinem Zelt und muß nach zwei Fronten schlagen.

JULIAN. Ich muß dir meinen Kopf leihen, damit du die Welt von unten siehst.


Sein Kopf allein mit einem gräßlich angespannten wissenden Ausdruck kommt auf Sigismund zu.


SIGISMUND schlägt mit dem Knochen in die Luft. Die Lektion hab ich schon im Turm gelernt. Laß mich!


Der Kopf verschwindet. Auch der tote Fuchs ist verschwunden. Der Sturm wird wieder stärker. Ein Krachen wie von einer eingebrochenen Tür.


DIE STEHENDE ZIGEUNERIN. in den Sturm hinein. Herbei, du Starker! Herbei, du Großer! Hol ihn dir!


Die Lampe erlischt, der Feuerschein mitten im Zelt wird stark. In ihm steht Oliviers Gestalt, aber

undeutlich wie aus Glas. Die kauernde Zigeunerin ist von nun ab verschwunden.


SIGISMUND. Antworte mir! Zeig dich mir an! Ich will es. Ich befehle.

OLIVIERS Gestalt wird deutlicher.

DIE ZIGEUNERIN. Reckst du gebietend deine Hand gegen deinen Herrn? Du Krott! Du Natternbub! Deine Hand wird man dir lähmen.

OLIVIER steht und starrt. Er hat einen zerhauenen Schädel.

DIE ZIGEUNERIN. Brüll ihn an, daß ihm die Eingeweide aus dem Leib fallen. – Ah, wie er schaut. Wie er die armen Zähne bleckt. Wie er die blutigen Haare sträubt. Herr! Herr! Herr!

SIGISMUND. Du hast meinen Blick niemals ausgehalten wie du noch im Fleische warst. Sonach fort mit dir. Aber nicht wie du selbst willst, sondern wie ich will. So wie dein letzter Augenblick war, so fährst du dahin vor meinen Augen.


[368] Olivier will auf Sigismund los. Er hebt den Stumpf eines Schwertes und will auf ihn hauen. Aber seine Tritte sind unsicher wie auf Sumpfboden. -Jeronim und Aron, von Morast triefend, reißen sich links und rechts zu ihm empor und hängen sich an ihn. Er brüllt auf und versinkt mit ihnen.


DIE ZIGEUNERIN indem er noch da ist. Was? wer? welche Waffen für dich? – Straf mich nicht, ich bin da. Deine Sklavin ist da. Dein Geschöpf ist da.


Nach Oliviers Versinken im Augenblick fast völlige Dunkelheit. – Die Zigeunerin ist in diesem Augenblick Sigismund sehr nahe.


SIGISMUND stark. Lichter her, und schafft das Weib weg!


Ein Lichtschein von links. – Die Zigeunerin greift in die Luft und fällt zusammen. – Adam kommt eilig von rechts mit einem Licht, ebenso von links der Arzt und Anton, sowie mehrere Diener. – Es dringt indessen von draußen auch das grauende Tageslicht durch die Zeltwände ein.


SIGISMUND Adam entgegen. Olivier ist tot. – Versteht ihr mich? Olivier ist tot.

ARZT. Ist das möglich?

ADAM. Verläßliche Nachricht? Handgreifliche Beweise?

SIGISMUND sehr lebhaft. Er hat mir soeben die Überzeugung davon beigebracht!

ARZT. Wie denn?


Indrik tritt von hinten herein.


ADAM. Wo ist das Weib hingekommen, Indrik?

INDRIK. Hier liegt sie.

ADAM. Tot?

INDRIK. Ich weiß nicht.


Man trägt die Zigeunerin fort.


SIGISMUND. Freunde, ich bin Herr im eigenen Haus. Gebt mir ein Tuch. –

ANTON reicht ihms, er wischt sich die Stirn.

SIGISMUND sehr lebhaft. Es ist nicht Angstschweiß, sondern ein kalter Tau, der sich vom Anhauch der untern Welt angesetzt. Ein Ding sicher zu wissen lohnt ein bißchen kalten Schweiß. Ja, Doktor, es war jemand da. Aber in anderer Weise als Ihr und ich. Es scheint noch etliche Weisen zu geben, von denen wir erst mit nächstem erfahren werden. –[369] Hier stand es. Es ging ein Wind davon aus, der das Licht löschte, und das Fleisch ein wenig kräuseln machte. – Es geschahen dabei nicht viel Reden. Ich schrie das Ding an und es verschwand. – Es sieht aus, als ob wir zu höheren Dingen bestimmt wären.

ARZT. Eure Majestät bluten ja!


Er greift nach der Verbandtasche, die er um hat.


SIGISMUND. Was denn? – Zu Adam gewandt. Mit zerhauenem Schädel liegt er in einem Sumpf. – Adam, es sind blutige Zeiten. Wo blute ich?

ARZT. Hier an der Hand. Wie kommen Eure Majestät zu der Wunde? Es ist ein scharfer Schnitt quer über die ganze Palme hin und senkrecht durch die Lebenslinie.

SIGISMUND. Was weiß ich! Ja: ich habe etwas gespürt. Das Weib war mir nahe.

ARZT. Das Weib! da sei Gott vor!

ANTON sucht am Boden, hebt ein winziges Dolchmesser auf. Da! kann es das sein? Ein Messer, nicht größer als eine Haarnadel.

ARZT. Sehr wahrscheinlich. Zu Anton. Einen großen Becher vom stärksten Branntwein! sofort!


Anton ab.


SIGISMUND zum Arzt. Hier stand das Ding. Vor einer Minute hätte ich es Euch zu erklären vermocht – bild ich mir ein – aber der Augenblick ist scheelsüchtig und hinterläßt seinem Nachfolger nur eine leere Truhe mit der Aufschrift: Hier war es! Er geht zum Tisch und sieht in die Karte. Jetzt kann mein Vortrab einschwenken. Die zwei Haufen ohne Führer sind im voraus verloren. Nun, warum verbindet Ihr mich nicht?

ARZT indessen Sigismund bei der Karte steht. Graf Adam!

ADAM bei ihm. Was macht Ihr für ein fürchterliches Gesicht! Gift?

ARZT. Es ist mehr als möglich.

INDRIK hats gehört, stürzt hin, nimmt Sigismunds Hand, indem er vor ihm kniet. Laßt mich die Wunde aussaugen![370]

ANTON mit dem Becher, zitternd. Herr Doktor, was ist denn da geschehen?

ARZT. Ruhe! – Zu Indrik. Laßt gehen, der Schnitt ist dafür zu tief.

ADAM. Wie fühlen sich Eure Majestät?

SIGISMUND. Wie immer. Was seht ihr mich so an? Wie? Was habt ihr alle? Bin ich vergiftet?

ARZT. Leeren Eure Majestät für jeden Fall diesen Becher. Die Zigeuner, weiß ich, gebrauchen das Gift der Viper. Dies ist das einzige Gegenmittel, das mir zur Hand ist.

SIGISMUND. Mir ist ganz wohl, und Ihr wißt, mir widerstrebt der Branntwein.

ARZT. Er wird Eurer Majestät jetzt nicht widerstehen. Ich bitte darum. Und dann eine kleine Ruhe. Das Herz bedarf vielleicht jetzt seiner Kräfte, um sich zu wehren.


Er verbindet ihm die Hand.


SIGISMUND trinkt den Becher aus. Wir müssen unsere Geschäfte erledigen und können vorläufig die Stunde nicht wählen. – Zu Adam. Die Grafen wollen eintreten. Wir können diesen zweideutigen Großen jetzt mit freierem Blut entgegentreten als vor einer Stunde.

ARZT. Das gebe Gott!

SIGISMUND zu Adam. Sag ihnen, daß der schwarze Haufe in den Wind geschlagen ist. Es gibt keine Olivierische Armee mehr, die mir entgegenstünde, und sie sind nicht mehr das Zünglein an der Waage, das sie sich zu sein dünken. Vorwärts – aber halt sie im Ungewissen über den Empfang, den ich ihnen bereiten werde. Und wart noch! laß ihnen ihre Schwerter zurückgeben: sie sollen nicht wie Köche und Stallmeister vor mich treten.


Adam tritt rechts ab. – Der Arzt hat sich von Anton den Becher abermals gefüllt bringen lassen und tritt damit auf Sigismund zu.


SIGISMUND. Wozu das noch? mir fehlt nichts.

ARZT. Ich bitte inständig.

SIGISMUND. Ich bin völlig wohl, bis auf –


Er streicht sich übers Knie.
[371]

ARZT. Bis auf –?

SIGISMUND. Ein Nichts. Eine große Schwere in den Beinen. Wir sind auch drei Tage und Nächte kaum aus dem Sattel gekommen. Er setzt sich, nimmt die Karte zur Hand.


Anton sieht angstvoll auf Sigismund und macht ein verzweifeltes Gesicht und beißt sich in die Fäuste. – Der Arzt tritt zu Sigismund und drängt ihm den Branntwein auf. –

Der Vorhang an dem Haupteingang wird auf ein Zeichen Adams aufgehoben. Es treten ein: ein Offizier, der die Reichsstandarte trägt, ein gewappneter Bauer mit der Aufrührerstandarte: eine schwarze Stange, woran oben ein Bündel zerrissener Ketten befestigt ist, und ein tatarischer Hauptmann mit einer Standarte, bestehend aus vergoldetem Halbmond und Roßschweif. Die drei Standartenträger stellen sich an der linken Schmalwand des Zeltes auf. Indrik tritt hin und ergreift die Standarte mit den zerrissenen Ketten. – Von links treten die Bannerherren herein, denen Adam vorantritt. Eingetreten knien sie sogleich Sigismund gegenüber nieder. Gleichzeitig treten durch den Haupteingang Sigismunds Feldhauptleute ein, fünf oder sechs geharnischte Männer aus den niedrigen Ständen, und nehmen links rückwärts nahe dem Eingang Stellung. – Adam, wieder eingetreten, ergreift das ihm von einem Knaben gereichte Reichsschwert in einer samtenen Scheide und stellt sich links hinter Sigismund.


SIGISMUND bei dem Tisch auf der Trommel sitzend, betrachtet jeden einzelnen der Knienden sehr aufmerksam, dann. Stehen die Herren auf – wir sind im Feldlager, nicht am Hof. – Aber ich bin gewärtig, meine Vasallen, eurer einträchtigen Huldigung, endlich!

DER ÄLTESTE BANNEKHERR knieend. Erlauchtester! Großmächtigster! Unüberwindlichster! – Erhabene Majestät! Unser aller souveräner König und Herr!

SIGISMUND. So stehet auf, Vettern! Stehet!

DER ÄLTESTE BANNERHERR stehend, sowie alle andern gleichfalls aufstehen. Wie der Morgenstrahl die Schiffbrüchigen nach grausiger Sturmnacht, trifft uns die milde Anrede unseres gnädigen Königs. Heil uns Geprüften! und Heil nach welcher Nacht des Grauens. Welches Menschen Mund spricht aus, was in diesen Zeiten geschehen ist! – Die Städte von[372] der Erde weggekehrt mit einem Besen, die Burgen und Klöster starrende Brandstatt, die Felder Blutmoore, die Überlebenden in hohlen Bäumen oder in Klüften unter der Erde. Aber unser angestammter König redet uns huldvoll an, und mit dem männlichen Auge, in dem keine Träne zittert als die der ehrfürchtigen Rührung, erschauen wir in diesem Siegerzelte aufgepflanzt unseres alten Reiches hochehrwürdiges Banner – und blicken auf dieses allein, das da rausche früh und spät überm Scheitel unseres rechtmäßigen Königs.

SIGISMUND. Ihr möget auf alle dreie blicken, Herren, sie flattern und klirren einträchtig im Winde, wo wir reiten. Sprecht weiter, Palatin.

DER ÄLTESTE BANNERHERR. Furchtbar ohne Maßen war das Dräuen der Zeit, aber furchtbarer war der Zwiespalt, der unser Herz zerriß. Gewalt und Gesetz, diese beiden, auf denen die Welt ruht, vor unsern Augen in ungeheurem Widerstreit! Der Sohn gegen den Vater, Herrschaft gegen Herrschaft, Gewalt gegen Gewalt wie Wasser gegen Feuer, aber ein drittes gegen beide, wie wenn am Tage des Gerichtes die Erde sich auftut und Wasser und Feuer verschlingt: mit den Narren und Verbrechern, den Gottesfeinden und Schwarmgeistern, den Gleichmachern und Selbsthelfern brach Asien herein und wollte Herr sein in unserem Hause wie in grausigen Tagen der Väter. Furchtbar über dem Chaos schwang in Eines Gewaltigen Hand das Banner der zerrissenen Ketten, daß es klang über unsern gebeugten Häuptern wie Gottes Geißel. – Wie konnten wir in dieser Hand die Hand unseres gebenedeiten Königs erkennen? – Der niederwarf geheiligte Vatersgewalt, entblößte die Städte der schützenden Mauern, die Burgen schleifte, nicht wehrte dem Brand der Kirchen und dem Hinfall der Klöster! Dem zitternd um ihr Leben die Hauslosen auf zerstampfter Heerstraße entgegenzogen und das Brot, ihm darboten, gesalzen mit den eigenen Tränen – aber er war es!

SIGISMUND. Er war es. Er ist es. Euer König und Herr aus der Kraft und der Notwendigkeit, hier bin ich. – Die alten Könige sind tot, die Gewohnheiten vernichtet, das Verbundene[373] aufgelöst. Es ist vom Nordmeer bis zum dunklen Meer im Süden, dem dies Reitervolk anwohnt, keine Gewalt mehr aufrecht außer mir. Aus Schmieden und Viehtreibern habe ich meine Feldhauptleute gemacht, umgeschweißt die Pflugscharen zu Schwertern – und alles war möglich, das vordem unmöglich geheißen hatte.

INDRIK. Du hast uns gezeigt: Gewalt, unwiderstehliche, und über der Gewalt ein Höheres, davon wir den Namen nicht wissen, und so bist du unser Herr geworden, der Eine, der Einzige, ein Heiligtum, unzugänglich.

DER ERSTE BANNERHERR. Ja, es erhob sich aus dem brennenden Nest ein Phönix, und da er sich aufschwang, erkannten wir die Brut unserer Könige und den gewaltigen Flug deiner nordischen Ahnen, und jetzt hat der Alptraum ein Ende und die Wüste unseres Lebens wird wieder wegsam vor unseren Augen. – Herr, laß uns einen großen König sehen, der der schwärmerischen Unkraft der Zeit den Pol der männlichen Gewalt entgegensetzt: gerecht und groß, milde und mächtig!

SIGISMUND steht auf. Der will ich sein.

DIE HERREN. Es lebe der König!

SIGISMUND tritt einen Schritt auf sie zu. Aber daß wir uns recht verstehen! Ich nehme mir heraus, daß ich beides in diesem Dasein vereine: zu ordnen und aus der alten Ordnung herauszutreten. Und dazu bedarf ich euer: Einwilligung ist das Teil, das ich von euch verlange, Einwilligung, die da mehr ist als Unterwerfung!

DIE HERREN. Ordne, Herr! Gib uns Friede! Lasse Gerechtigkeit walten!

SIGISMUND. Was ihr Friede nennt, das ist eure Gewalt über die Bauern und die Erde. Was ihr Gerechtigkeit rufet, damit meinet ihr eure Gerechtsame und daß die Wölfe anstatt der Hunde sein sollen. Könnet ihr diese Begier nicht abtun? Wisset ihr nichts, als zu sitzen im Besitz und zu trachten nach Vorrang! – Ich trage den Sinn des Begründens in mir und nicht den Sinn des Besitzens, und die Ordnung, die ich verstehe, ist gefestigt auf der Hingabe und der Bescheidung. Denn ich will nicht dies oder das ändern, sondern das[374] Ganze mit einem Mal, und dann wollen wir alle zusammen die Bürger des Neuen sein. Er geht einmal auf und nieder, wobei der Arzt gespannt auf ihn sieht, und tritt dann wieder auf die Herren zu. Vettern, ihr glaubet, euer Geschick lasse sich noch eingrenzen wie ein Bauerngut durch eine Hürde: aber dem ist nicht so – denn die Welt will sich erneuern, und wenn die Berge sich gegeneinander bewegen, achten sie nicht eines alten Kirchturmes in ihrer Flanke. Was lange aufrecht war, liegt danieder: der Deutsche Orden ist dahingefallen gegen die Krämerstädte, auf dem moskowitischen Throne sitzt ein erwürgtes Kind, und es ist niemand gewaltig in der Mitte dieser Erde als dieser, der Großherr, Er zeigt auf die Tataren. mein Verbündeter, und ich. Er hat das große Ostreich aufgerichtet: die Kraft Asiens faßt er zusammen unterm schwellenden Mond und dem wehenden Roßschweif und er zählt nicht die Völker die ihm gehorchen, und zwischen sich und mir hat er den Fluß dort unten gesetzt, Borysthenes oder Oglu, wie sie ihn heißen, und seine breiten Wellen spiegeln das Lächeln unserer Eintracht, und vielleicht werde ich ihm durch meine Einwilligung Konstantinopel dahingeben als ein Pfand: denn es ist Zeit, daß die Großen einander in großer Weise begegnen. – Eure kleinen Reiche aber, eure Häuser, die ihr gegeneinander baut, und euren Glauben, den ihr gegeneinander habt, die achte ich nicht und verwische eure Grenzen: ich will euch kleine Völker neu mischen in einem großen Mischgefäß.

DER ÄLTESTE BANNERHERR. Gut und Blut dir, o unser König und Herr! aber laß dich erkennen von deinen Getreuen! Nicht neben deinem heiligen Panier wehe der Roßschweif der Heiden! und laß in die Erde vergraben das Banner der zerrissenen Ketten: denn was soll das Zeichen der Empörung, wo du doch der Herr bist! – Sondern die heilsame Krone berühre dein Haupt und schaffe es unverletzlich und heilig! Mache einen Bund mit uns, die wir deine Vasallen sind, und gewähre, daß wir dich krönen mit der Krone deiner Väter!

INDRIK. Seine Stirn trägt das Zeichen der Herrschaft für alle[375] und er braucht nicht eure alte Krone. Keinen Bund zwischen ihm und euch!

DIE HERREN. Gewähre die Krönung! Gewähre, o Herr! – Es lebe unser gekrönter König!

SIGISMUND. Halt! Ich will nicht Herr sein in den Formen, die euch gewohn und genehm sind, sondern in denen, die euch erstaunen. Es ist noch die Zeit nicht, daß ihr mein sanftes Gesicht sehet, sondern das kommt später. – Wenn das, was ich schaffen werde, nicht dauern kann, so werft mich auf den Schindanger zu Attila und Pyrrhus, den Königen, die nichts begründet haben. Wenn aber ja, dann wollen wir Kronen aufsetzen und lächeln. Die Göttin Zeit, meine Freundin aus dem Kerker, möge uns günstig sein! – Warum wird es mit einmal so finster? Er taumelt. Öffnet! lasset doch Licht herein! Er sinkt dem herbeispringenden Anton in die Arme.


Der Vorhang des Zeltes wird aufgezogen. Draußen steht das Volk, viele gewaffnet, alle barhäuptig. Inmitten des Lagers erhebt sich ein gewaltiger Mast mit einem Bündel zerrisener Ketten.


ARZT. Treten die Herren zurück. Der König ist unwohl.


Anton und Adam, der dem einen der Feldhauptleute das Reichsschwert abgibt, springen hin und betten Sigismund rechts im Vordergrunde auf ein Lager aus den Kleidern und Teppichen die dort aufgehäuft liegen. –

Die Herren treten beiseite.


EINER DER HERREN leise. Was ist das? Hat er die fallende Sucht wie sein Vater?

EIN ANDERER. Sehet, wie bleich sein Gesicht ist. Was gebt ihr für unser Leben, Herren, wenn er die Augen nicht wieder aufschlägt?

ANTON bei Sigismund knieend. Geben ein Zeichen, großmächtige Majestät! Geben ein kleines Zeichen dem Anton! Nur einen Wink mit dem Finger.

ARZT zu den Feldhauptleuten, die herangetreten sind. Zurück da, daß die Luft und das Licht herein dringt! Der König ist sehr krank. Zurück, ich bitte!


Die Volksmenge draußen vermehrt sich, aber in lautloser Stille.
[376]

SIGISMUND schlägt die Augen auf. Wer ist der Magere da? Er sieht meinem alten Anton ähnlich. Anton weint. Und was ist dort der große steigende Brand? Hängt die Tataren, daß sie wieder diesen Turm angezündet haben!

ARZT. Die steigende Sonne blendet Seine Majestät! Haltet einen Schild vor!


Es geschieht.


SIGISMUND. Nein! sehen! – Mein Lehrer im Kerker hat mich die Dinge richtig nennen gelehrt, aber das ist vom jetzigen Augenblick mir eingegeben, daß ich diesen flammenden Turm dort oben für meinen Wohnsitz hielt. – Verstehet mich wohl: ein Mensch braucht keinen geringeren Raum als die ganze Welt, um in der Wahrheit da zu sein – aber ich habe zwanzig Jahre in einem hohlen Stein gewohnt und ein Wort kannte ich nicht: Sehnsucht. Denn wo ich bin, da dringe ich ein und bin gegenwärtig und herrsche. – Sehet nicht scheu, Vettern. Habe ich euch eine strenge Miene gezeigt? – Es ist etwas Scharfes in unser Blut gekommen, ohne das man Schlachten nicht gewinnen kann – aber wir haben auch ein wenig Geist gewonnen: aus dem Mark unserer Knochen und der Vermählung unseres Innern mit der Notwendigkeit. – Ich frage euch: – so wahr ihr Männer seid – ob nicht etwas in euch ist, das ja sagt zu mir trotz allem?


Er hebt sich auf, sieht sie an, und läßt sich dann wieder hinsinken. Etliche küssen ihm die Hände und den Saum des Gewandes.


DIE HERREN knien um sein Lager. Empfange, Herr, den Treuschwur deiner Vasallen! – Gewähre, daß wir dich krönen! – Das heilige Salböl treffe deine Glieder und sie werden heil sein!


Der Arzt beugt sich über Sigismund.


SIGISMUND schlägt die Augen auf und schließt sie gleich wieder; leise aber deutlich. Ich werde gleich sterben.

EINER DER JÜNGEREN BANNERHERREN Sigismund zunächst. Du wirst leben, Herr, und die Salbung empfangen mit dem heiligen Öle. Wunderbar ist das smaragdene Gefäß heil geblieben im Gewölbe unter der Brandstatt.

EIN ANDERER. Wunderbar ist der Greis am Leben geblieben,[377] der hundertjährige, Ignatius, einst der Lenker des Reiches, und seine Hände werden die Krone auf dein gesalbtes Haupt setzen; dazu hat das Geschick ihn aufgespart.

SIGISMUND richtet sich auf. Ah! wo war ich! noch einmal im Turm? In der Schwärze! ah! ah! erschlagt den Alten! zerschmeißt den Turm! zerbrecht die Ketten! Ich bin da! ich will nicht sterben! Entblößt das Schwert! mir! Ich will es halten! Er versuchts. Es ist niemand da außer mir! Ihr sehet nicht wie die Welt ist. Nur ich, weil ich schon einmal tot war. – Er reißt sich ganz auf. Alle zu mir! Mit dem Schwert brechen wir die Tür in die Zeit auf! Her! her! – Ich reiße euch alle mit mir herein – in das – in die Sonne – Gift und Licht – und – dennoch! dennoch! Er fällt zusammen.

DAS VOLK schreit auf. Ah!

ADAM. Ist unser König ohne Abschied von uns gegangen?

ARZT hält Sigismunds herabhängende Hand. Er lebt, er ist nicht tot. Sein Puls geht klein und schnell wie bei einem kleinen Vogel.

SIGISMUND schlägt die Augen auf.

ARZT. Wie fühlt sich Eure Majestät? Ich schöpfe Hoffnung.

SIGISMUND. Laßt das sein. Mir ist viel zu wohl zum Hoffen.


Eine Stille. Er liegt mit offenen Augen.

Die Herren flüstern miteinander und horchen. Man hört ein Glöckchen, wie das Glöckchen des Knaben

vor dem Priester. Es nähert sich.


EINER DER HERREN. Im voraus stärkt dich das Salböl, das auf einem Wagen herannaht.

EIN ANDERER DER HERREN. Höre die Fanfare! höre das Glöckchen! Sie bringen den Bruder Ignatius getragen, der dich krönen wird.


Das Kriegsvolk außen gibt eine Gasse frei.


DER REITERBUB kommt, eine weiße Fahne in der Hand. Sie kommen! Nicht nur der junge König kommt jetzt, den unser Herr geladen hat durch diese Fahne, sondern viele von den Seinigen sind mitgekommen, alle ohne Waffen und in weißen[378] Gewändern! Sie sind schon zwischen den Unsrigen und niemand hält sie ab.


Zwei Knaben, in weißen Gewändern mit nackten Füßen. Der eine hält ein Glöckchen, der andere einen weißgeschälten Zweig.


DER KINDERKÖNIG ist durch die offene Gasse etwas hinter den beiden Knaben herangetreten. Er trägt ein weißes Gewand und auf dem Kopf einen gekrönten Helm. Er bleibt in der Mitte stehen. Ich bleibe hier, und diese, die das Wasser und das Erz spüren, werden mir sagen, ob der Ort geheuer ist.


Sigismund liegt regungslos. – Der Arzt sieht unverwandt auf ihn.


DER KINDERKÖNIG. Mir geziemt nicht, das Übel zu sehen.

DER ERSTE KNABE zu denen, die um Sigismund gedrängt sind. Tretet zurück und lasset diesen frei liegen.

ADAM. Wer befiehlt hier?

DER KINDERKÖNIG. Ich! denn die leben werden, haben mich über sich gesetzt.


Die Herren machen Miene, ihre Schwerter zu ziehen.


DER KINDERKÖNIG. Schämt euch vor unseren ungewappneten Händen und steckt die Schwerter ein.

ARZT zu dem ihm zunächst stehenden Knaben. Habt ihr keine Heilkräuter? Ist kein weiser Schäfer unter euch? Wir brauchen um Christi willen ein herzstärkendes Antidot!

DER ZWEITE KNABE. Wir sind Heilkräuter selber. Wir sind im Gebirge groß geworden.


Er wendet sich von ihm ab. Die beiden Knaben stellen sich in einer gemessenen Entfernung vor Sigismund auf. Alle sind zurückgetreten, ihnen Platz zu machen.


DER ERSTE KNABE nachdem er mit erhobenem: Kopf die Luft in sich gesogen hat, singt. Das Licht ist sanft, und ich höre die Sichel gehen im Gras und die Schwaden über die Sense fallen.

DER ZWEITE KNABE singt. Gewaltig! die Lerche ist gewaltig! und die Sonne zeigt ihr herrliches Haus und alles deutet auf einen Punkt.

DER ERSTE singt. Gewaltig ist die Erde und gewaltiger der Mensch. Es ist sonst nichts da! Er ist ein Maß und wird gemessen.

DER ZWEITE singt. Hier ist der Fels, aus dem der Quell fließt, Milch und Honig.[379]

BEIDE zusammen. Hier ist alles gereinigt! und keine Furcht ist nahe.


Sie knien nieder, gegen Sigismund gewandt.


SIGISMUND schlägt die Augen auf. Was weckt mich noch einmal! Wer wohnt noch in mir, den ich nicht kenne?


Der Kinderkönig tritt einen Schritt näher.


SIGISMUND für sich. Jemand.


Er richtet seinen Blick auf den Kinderkönig. Sie betrachten einander.


DER KINDERKÖNIG noch zwei Schritte näher tretend. Ich weiß deinen Namen und ehre dich nach deinen Taten. Meine blutende Mutter hat ihn mir gesagt, ehe sie mich hieß in den Brunnen steigen, damit ich am Leben bleibe.

SIGISMUND lächelt. Wer bist du?

DER KINDERKÖNIG. Ein König! Er neigt sich zu ihm. Weißt du, es ist das in mir, wovon eine geringe Gabe die Menschen störrisch macht, eine große aber zahm und folgsam wie Hunde. Du sollst mir Schwert und Waage geben: denn du bist nur ein Zwischenkönig gewesen. – Wir haben Hütten gebaut und halten Feuer auf der Esse und schmieden die Schwerter zu Pflugscharen um. Wir haben neue Gesetze gegeben, denn die Gesetze müssen immer von den Jungen kommen. Und bei den Toten stellen wir Lichter auf.

SIGISMUND sieht ihn an, lächelt.

DER KINDERKÖNIG. Tretet alle zurück und lasset mich allein mit meinem Bruder.


Die beiden Knaben stehen auf und treten nebeneinander hinter den Kinderkönig. – Der Kinderkönig tritt ganz nahe zu Sigismund hin. – Sigismund schließt die Augen.


DER KINDERKÖNIG. Mit einem in der Welt war es mir bestimmt, Blutbrüderschaft zu schließen – und jetzt – Er kniet zu Sigismund hin. erschrick nicht. Das was du nicht sagen kannst, das allein frage ich dich.


Alle knien nieder, sowohl die im Zelt als das Volk draußen. Das Volk draußen seufzt tief.


EINIGE AUS DEM VOLK. Wir können nicht seinen Kopf sehen![380] Höre uns! Wir rufen dich! wir! wir! Du unser Haupt! Rede nicht mit dem Fremden!


Sigismund schlägt die Augen auf und reckt die rechte Hand empor, damit alle sie sehen können. – Das Volk weint.


DER KINDERKÖNIG leise. Dein Gesicht! Wer ist dieses Göttliche, das jetzt auf die Schwelle tritt?

SIGISMUND sieht ihn an. Das zergeht bald. Leiste mir Freundschaft, solange ich da bin. – Furchtbar fest haftet die Seele im Leib. Aber die Wahrsagerin hat es gesagt, daß für mich kein Platz in der Zeit ist.

ANTON zu Sigismunds Füßen knieend. Uns haben der Herr König nichts zu sagen?

SIGISMUND sieht um sich, dann mit klarer Stimme, den Arzt ansehend. Gebet Zeugnis: ich war da. Wenngleich mich niemand gekannt hat.

DAS VOLK. Verlasse uns nicht! Harre aus bei uns!

DIE BEIDEN KNABEN. Lasset ihn sterben! – Freude!

SIGISMUND mit ganz heller Stimme, sich ein wenig aufrichtend. Hier bin ich, Julian! Er fällt zurück, tut einen tiefen Atemzug und stirbt.


Der Kinderkönig steht auf und hebt die rechte Hand. – Alle erheben sich und recken, wie er, die rechte Hand empor. – Die drei Bannerträger senken die Banner zu Sigismunds Füßen.


DAS VOLK. Zerreißet unsere Standarten!

DER KINDERKÖNIG. Ruhe, ihr! – In der Zeit könnet ihr diesen nicht messen: aber außer ihr, wie ein Sternbild.

DAS VOLK. Sigismund! bleibe dein Name bei uns!

KNABEN zwischen dem Kriegsvolk hervorgetreten, singen mit heller Stimme. Mitte spiritum tuum, et creabuntur, et renovabis faciem terrae!

DER KINDERKÖNIG indem er das in der Scheide geborgene Reichsschwert ergreift. Hebet ihn auf. Wir brauchen sein Grab, unsern Wohnsitz zu heiligen.

KNABEN heben Sigismunds Leiche auf.

DER KINDERKÖNIG. Vorwärts und folget mit mir diesem Toten.


Trompeten.

Vorhang.


Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Band 2–5: Dramen, Band 3, Frankfurt a.M. 1979, S. 358-381.
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