Dreizehnte Szene


[472] Bevor die Baronin noch hinausgetreten ist, erscheint Marie Am Rain auf der Terrasse. Sie ist sehr blaß und scheint von der Reise angegriffen. Die erste Begrüßung erfolgt auf der Terrasse, dann treten die beiden Frauen herein. Der General folgt ihnen. Die Jungfer ist zugleich von links hereingetreten.


MARIE im Auftreten. Und es war unendlich gut von Ihnen, daß Sie mir erlaubt haben zu kommen, und das zu einer so schönen Jahreszeit!

BARONIN. Bei uns ist die Jahreszeit nie schön, aber ich hoffe, daß Sie sich in unserm alten Kasten halbwegs gemütlich fühlen werden.

GENERAL. Und Ihr guter Vater, wie gehts ihm?

MARIE indem es wie ein Schleier über ihre Stimme fällt. Nicht sehr gut, Herr General.

GENERAL. Und das ist gerade ein Mann, der verdienen würde, daß es ihm gut ginge, grade der, wie kein zweiter!

MARIE. Ich danke Ihnen, Herr General, daß Sie mir das sagen. Das ist lieb![472]

BARONIN. Darf ich Ihnen das Zimmerl zeigen, das die Kinder für Sie bestimmt haben? Es hat eine hübsche Aussicht, das ist das einzige.


Macht Miene, mit Marie abzugehen.


GENERAL. Baronin, ich höre den zweiten Wagen anfahren. Zu Marie. Die Baronin erwartet nämlich noch die Frau von Galattis.

MARIE sichtlich unangenehm überrascht. Oh – dann bitte bleiben Sie doch, Baronin! Nein, bitte, bleiben Sie doch!

JUNGFER. Darf ich das gnädige Fräulein –

GENERAL. Ich bringe Sie bis an Ihre Tür. Sie müssen mir noch mehr von Ihrem Vater sagen. Das ist doch der sympathischste Mann von unserer ganzen Generation – Schon im Abgehen mit Marie. Sie können ja Gott danken, daß Sie ihn haben. Ab.


Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Band 2–5: Dramen, Band 4, Frankfurt a.M. 1979, S. 472-473.
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