2.

[21] Eh er gebändigt war für sein Geschick,

Trank er viel Flut, die bitter war und schwer.

Dann richtete er sonderbar sich auf

Und stand am Ufer, seltsam leicht und leer.


Zu seinen Füßen rollten Muscheln hin,

Und Hyazinthen hatte er im Haar,

Und ihre Schönheit wußte er, und auch

Daß dies der Trost des schönen Lebens war.


Doch mit unsicherm Lächeln ließ er sie

Bald wieder fallen, denn ein großer Blick

Auf diese schönen Kerker zeigte ihm

Das eigne unbegreifliche Geschick.
[21]

Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke. Erste Reihe in drei Bänden, Band 1, Berlin 1924, S. 21-22.
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