2.

[19] War der Himmel trüb und schwer,

Waren einsam wir so sehr,

Voneinander abgeschnitten!

Aber das ist nun nicht mehr:

Lüfte fließen hin und her;

Und die ganze Welt inmitten

Glänzt, als ob sie gläsern wär.


Sterne kamen aufgegangen,

Flimmern mein- und deinen Wangen,

Und sie wissens auch:

Stark und stärker wird ihr Prangen;

Und wir atmen mit Verlangen,

Liegen selig wie gefangen,

Spüren eins des andern Hauch.
[19]

Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke. Erste Reihe in drei Bänden, Band 1, Berlin 1924, S. 19-20.
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