Uber die abwechselnden reinen und unreinen Begierden

[42] Der Leib kam mit dem Geist in einen harten Streit.

Der Geist/ der flüchtig ist/ und klug wich eine Zeit.

Da nun der schwere Leib erhitzt in dem Verlangen

Die Sehnsucht sehr gestillt/ und müde satt gegangen/

So kam der Geist auf ihn/ und sprach: ergiebst du dich?

Ja sprach der Leib beschämt/ komm/ komm/ besige mich.

Wie vielmahls hast du schon den Ruhm davon getragen/

Zu seiner Schande hat der Leib sich selbst geschlagen?

Doch seys zum letzten mahl; drum weil du hast gesiegt/

Nim Palmen/ ehe sie noch die Verzweiflung kriegt.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 42.
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