Zwölfter Auftritt.

[106] Dominique Vater, und Sohn.


DOMINIQUE V. Nun, wie stehts da drinn?

DOMINIQUE S. leiht. Gut, mein Vater! recht gut.

DOMINIQUE V. Hat sich Herr Delomer wieder erholt?

DOMINIQUE S. So ziemlich, ja.

DOMINIQUE V. Nun, so muß er zu dem Marquis gehen. Ohnehin wird er nicht säumen wollen, ihm Rechnung abzulegen. Keinen Augenblick darf er die Freude verschieben, dem Manne, der so viel gelitten hat, seine Reichthümer darzulegen.[106]

DOMINIQUE S. Er wird es –

DOMINIQUE V. Wann?

DOMINIQUE S. Hernach.

DOMINIQUE V. Ja, diese Geschäftsmänner! Ueber allen ihren Formalitäten gehen ihnen die besten Augenblicke verloren.

DOMINIQUE S. Die Formalitäten – Sie haben recht, damit wird so vieles verdorben. – Könnten wir das nicht abkürzen, so daß alles auf einmal abgethan würde?

DOMINIQUE V. Recht so, Dominique!

DOMINIQUE S. Herr Delomer hat seine Papiere nicht hier.

DOMINIQUE V. Er weiß ja die Summe, und wo sie angelegt ist.

DOMINIQUE S. Freylich! – Aber da ist nun Herr Delomer mit einer kleinen Fete beschäftigt –

DOMINIQUE V. Giebts ein größeres Fest, als den Armen schnell reich zu machen?

DOMINIQUE S. Allerdings! Aber wie er nun ist – ehe er sich jetzt mit den Details abgiebt – so trainirt er. – Fragen Sie doch, als für sich, den Marquis, wie viel er an Herrn Delomer zu fordern habe?

DOMINIQUE V. Und das weißt du nicht?[107]

DOMINIQUE S. Nein. Die letzte Zeit her war Herr Delomer sehr eifersüchtig, alle seine glücklichen Geschäfte allein zu treiben –

DOMINIQUE V. mit Kopfschütteln. Wunderlich!

DOMINIQUE S. Um uns auch mit dem Erfolg zu überraschen. Ich, lieber Vater, gehe ganz in Ihre Ideen ein. Ich wünsche das Geschäft mit dem Marquis keinen Augenblick verschoben.

DOMINIQUE V. Dominique!

DOMINIQUE S. Lieber Vater!

DOMINIQUE V. Du bist sehr dringend.

DOMINIQUE S. Ihre Freude nicht aufzuhalten –

DOMINIQUE V. Du glühest über und über –

DOMINIQUE S. Ich? – Nun, sollte so viele Freude meinen Puls nicht treiben?

DOMINIQUE V. Auf deiner Stirne ist keine Freude.

DOMINIQUE S. Im Herzen, ist Gutes und Willen.

DOMINIQUE V. Hm! – Die Frage kann ich wohl thun.

DOMINIQUE S. froh. Dann rufen Sie mich heraus!

DOMINIQUE V. bejahet das.[108]

DOMINIQUE S. Und geben die Antwort mir allein! So ists schön!

DOMINIQUE V. Ich gehe auf der Stelle. Geht.

DOMINIQUE S. Wohl, mein Vater! Geht auf und ab.

DOMINIQUE V. kommt zurück. Dominique!

DOMINIQUE S. Lieber Vater!

DOMINIQUE V. nimmt seine Hand. Ich verstehe dich. Er will gehen.

DOMINIQUE S. hält ihn zurück. Mißverstehen Sie mich nicht!

DOMINIQUE V. schließt ihn in seine Arme. Fühle an diesem Herzen, ob es dich mißverstehen kann. Geht schnell fort.

DOMINIQUE S. Nein! Nie darf Delomer über diesen Punkt bey einem so ehrlichen Manne, als mein Vater ist, verlieren. In Ewigkeit gebe ich diese Beschämung nicht zu. – Ich gehe zu Delomer – ich rede, wie ich fühle – ich reiße sein Vertrauen an mich. Fort! – gleich zu ihm! Er geht. Delomer kommt heraus.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 106-109.
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