Fünfter Auftritt.

[185] Vorige. Herr von Posert.


HERR VON WALLENFELD. Ah, Herr von Posert! –

HERR VON POSERT. Ich wollte noch einmal nachfragen, wegen des beliebten Zehntheils. Comment?

HERR VON WALLENFELD. Ich gehe nie mit Ihnen – Nie! Mich soll Gott bewahren![185]

HERR VON POSERT. Ach – was Sie sagen? Das ist determinirt gesprochen.

HERR VON WALLENFELD. Arbeit und Liebe sind mein Zweck, mein Lohn, mein Gewinn! Posert, Ihre Bank ist ein Bettelpfennig gegen den Reichthum in meinem Herzen.

HERR VON POSERT hustet, sieht ihn an und sagt ganz kalt. Sie sind sehr echauffirt.

HERR VON WALLENFELD. Jakob, geh zu meiner Frau, sag' ihr, was ich mit Herrn von Posert, der im englischen Kaffeehaus die Bank hält, gesprochen habe. Sag' ihr alles.

JAKOB. Mit tausend Freuden, und Gott wird es Ihnen lohnen. Er geht ab.

HERR VON POSERT. Hm! Setzt sich. Ein kurioser Umstand! Die enorme Fröhlichkeit, die wundert mich doch.

HERR VON WALLENFELD. Und nun lebt wohl. Vergebe Euch Gott, was Ihr mir abgenommen habt! Mich seht Ihr nie wieder. Kommt aber ein armer Teufel, toll wie ich, heißen Blutes wie ich, Mann und Vater wie ich – an Eure Bank, und setzt seine arme Seele auf ein Blättchen: so schiebt sein Geld weg, heißt ihn gehen. – Thut Ihr's nur an einem einzigen, – so sei Euch mein Geld gegönnt! Adieu! Er geht. wir sind geschieden.

HERR VON POSERT hustet. Wallenfeld!

HERR VON WALLENFELD kommt zurück. Was soll's?

HERR VON POSERT. Das ist eine absurde Proposition. Wo ist das an einer Bank erhört, daß man jemandes Geld abwiese? he?

HERR VON WALLENFELD. Macht's wie Ihr wollt. Geht. Adieu!

HERR VON POSERT. He! und mein Geld? – Eure Schuld?

HERR VON WALLENFELD. Morgen – übermorgen –

HERR VON POSERT. Den 17. anni currentis, im ewigen Leben? [186] Er zieht die Uhr auf. Nein, nein! seid honnet – und bezahlt. Hustet.

HERR VON WALLENFELD. Ich kann nicht.

HERR VON POSERT. Nicht? Hustet. Von dem höllischen Reichthum in Euerm Herzen möcht Ihr doch das Bröckchen in meine Bettelbank abwerfen.

HERR VON WALLENFELD. Versteht mich doch –

HERR VON POSERT. Ich verstehe nur was klingt.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 3, Wien 1843, S. 185-187.
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