Dreizehnter Auftritt

[108] Vorige. Anton.


ANTON. Vater – Mutter.

OBERFÖRSTER umarmt ihn.

OBERFÖRSTERIN. Ach Gott! Was hast du getan?

ANTON. Friedrike! – Sie liegt sinnlos in einem Stuhl. Friedrike, ach Gott! Nur ein Wort, nur noch einmal sprich mit mir, ehe ich sterbe. Friedrike – Friedrike! Nur einen Laut! O Vater, sie ist tot, sie ist wahrhaftig tot! Mich verstoßen, das Mädchen getötet! – Vater, Sie haben viel auf der Seele.[108]

OBERFÖRSTER. Alles war einig. Deine Hochzeit sollte in acht Tagen sein, aber du hörtest nicht, liefst wie ein unsinniger Mensch von deinen Eltern weg. Nun stehen wir da und raufen uns die Haare aus. – Sieh deine Mutter, deine Braut, mich – Das ist der Lohn für Ungehorsam eines Kindes!

ANTON. Vergebung, mein Vater! – Liebe Mutter! – Ach Gott! Bin ich denn zum Unglück geboren? O ich bin unschuldig, ich bin wahrhaftig unschuldig! – Es wird an den Tag kommen, wenn ich tot bin – Friedrike, Friedrike! – Schlag deine Augen nur noch einmal auf – o ruft sie doch – ruft! Man kann sie noch einmal aufschreien – Friedrike!!! Nur ein einziges Mal noch – sieh mich an – Sie hebt ihre Augen auf. Sie lebt – Friedrike, kennst du mich nicht? Kennst du deinen Anton nicht? Nein, ich kann nicht sterben – ich bin wahrhaftig unschuldig.

OBERFÖRSTER. Sohn – sie ist hin! Störe sie länger nicht. – Ich kann nicht mehr – wir müssen scheiden.

FRIEDRIKE streckt die Arme nach ihm. Anton!

ANTON. O Gott! – Du hast mich genannt – nun ist es gut, du hast Abschied von mir genommen. Du stirbst, ich auch – wir sehen uns bald wieder! Vater – Mutter! – Segnet uns.


Oberförster, Oberförsterin umarmen Friedrike und Anton.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Die Jäger. Stuttgart 1976, S. 108-109.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Jäger
Die Jäger. Ein ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen