Vierzehnter Auftritt

[109] Vorige. Pastor. Schulz. Rudolph.


RUDOLPH. Herr Oberförster, um Gottes willen.

SCHULZ in höchster Freude. Matthes kömmt davon; der Doktor sagt es, und –

PASTOR. Der alte Fritz hat Matthes verwundet, Anton ist unschuldig.

OBERFÖRSTER. Anton?

OBERFÖRSTERIN. Ach mein Sohn, mein Sohn!

FRIEDRIKE. – O Gott! Sinkt in Antons Arme. Alle stehen erstarrt.

ANTON. Friedrike – Vater! Mutter – wie ist euch?[109]

OBERFÖRSTER fällt auf die Knie. Gott, ich danke dir – ich danke dir.

PASTOR. OBERFÖRSTERIN. ANTON. FRIEDRIKE. RUDOLPH. SCHULZ. Wir alle – alle!

ANTON. Seht ihr's nun? – Ich bin unschuldig – seht ihr's?

OBERFÖRSTERIN. O Junge, Junge!

AMTMANN. Wenn es nur wahr ist!

PASTOR. Man wird Sie gleich abrufen. Wie der alte Fritz hörte, daß man Antonen beschuldigte, kam er nach, lieferte sich selbst ein. Matthes ist ihm unterwegs begegnet, hat ihn gereizt; drauf hat er ihn verwundet. – Matthes hat sich von der starken Verblutung erholt, die Wunde ist nicht tödlich, und sein eignes Geständnis bestätigt alles.

AMTMANN. Gott sei gelobt!

OBERFÖRSTER. O mein Sohn – Anton, Anton, Anton! Mein einziger Sohn. Er wirft das Papier hin. Da, Herr, ist meine Habschaft, Wirft den Beutel hin. da, nehme Er Haus und Hof, Reißt die Weste auf. nehme Er alles, ich behalte doch mehr als Er – ich habe meinen Sohn wieder. O Anton, Anton, mein einziger Sohn! Matthes lasse ich kurieren, den alten Fritz vertrete ich vor unserm Fürsten selbst.

FRIEDRIKE. O Anton, du lebst!

OBERFÖRSTERIN. Er lebt und ist unschuldig und wird dein Mann, du wirst meine Tochter!

OBERFÖRSTER legt ihre Hände zusammen. Gott segne uns und euch und alle Welt! – Rasch zum Amtmann. Herr Amtmann! Gott beßre Sie und segne Sie auch! So wahr Gott lebt, es kömmt von Herzen.

OBERFÖRSTERIN. Gott, wie ist mir zumute! – Ich zittre vor Freude und Mattigkeit.


Amtsbediente ruft den Amtmann ab.


OBERFÖRSTER. Da – da ist ein Glas Wein, stärke dich! – Schulz, trinke Er auch! Sie auch, Herr Pastor! – Rudolph, das ganze Haus soll froh sein. – Alte, mach deinen Keller auf! Gib alles her, was du hast, alles! Wie hieß es vorhin: »Und wüßten wir, wo jemand traurig läge« – Wir sind häßlich gestört.

PASTOR. – Jetzt, Kinder – Jetzt zwanzig Jahr wie heute!

ALLE. Zwanzig Jahr wie heute!

OBERFÖRSTER. Kinder – Gott mache alle Welt glücklich![110] Übrigens – das Leiden vergessen – mit Fröhlichkeit lobt man Gott am besten – wir wollen nicht stumm sein, wir wollen Gott laut loben und danken mit guten Er nimmt ein Glas, gibt ein anderes der Oberförsterin, der Schulz bringt es Antonen und Friedriken; der Pastor nimmt auch eins; der Oberförster hat den Arm um seine Frau gelegt. Handlungen, solange wir auf der Welt sind. Jetzt fröhlich und guter Dinge! – Wer's gut meint, folgt mir nach. Er singt.

So trinkt, so trinkt! –


Alle fallen ein.


Und laßt uns allewege

Uns freun und fröhlich sein!


Der Vorhang fällt.


Und wüßten wir, wo jemand traurig läge,

Wir gäben ihm den Wein!

Quelle:
August Wilhelm Iffland: Die Jäger. Stuttgart 1976, S. 109-111.
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