Fünfte Szene


[437] Schepelew im Nachtkleide, mit einem Windlichte, eilig, bestürzt. Alexis.


SCHEPELEW.

Seid Ihr noch wach?

Welch eine Überraschung! Prinz, macht Euch

Gefaßt auf den Besuch!

ALEXIS.

Du? Schepelew?

Ist dir's verraten worden? Sei barmherzig!

SCHEPELEW.

Ihr wißt es schon? Empfangt sie nur mit Vorsicht!

Tief um die Mitternacht – Sie an der Pforte!

Das kann den Kopf mir kosten, doch wer darf

Da zu verweigern wagen? ... Wir Bedrängten,

Gefesselten der Macht!


Eilig ab.
[437]

ALEXIS allein.

Siegreiche Liebe!

Du bändigst Löwen, sänftigst stürm'sche Meere,

Dein göttlich Atmen sprengt den Wall von Stein!

Noch vor dem Streite reichst du mir den Preis,

Und gießest einzigholde Lebenslust

In diese sehnend auf getane Brust!

Es schleicht ein Balsamduft, ein zärtlich Flüstern,

Ein lechzend Wehn, ein Hauch von warmen Küssen

durch wollustschwangre Lüfte ...

Horch! Sie ist's ...


Er eilt gegen die Galerie.

Katharina tritt ein. Alexis tritt bei ihrem Anblicke zurück.


Quelle:
Karl Immermann: Werke. Herausgegeben von Benno von Wiese, Band 4, Frankfurt a.M., Wiesbaden 1971–1977, S. 437-438.
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Alexis: Eine Trilogie Von Karl Immermann . (German Edition)