[42] Andreas Hofer. Eisenstecken. Etschmann. Viele Tiroler.
HOFER.
Hier wären wir! – Der Herzog hat es weg.
Wer sagt uns was von unsern Freunden?
EISENSTECKEN.
Da
Kommt Pater Jochem freudenrot.
Haspinger tritt auf.
Laß dich
Umarmen!
HOFER. Steht es gut?
HASPINGER.
Ich stamml', ich zittre!
Das – das bleibt unser, was wir heut erlebt,
Kommt's noch so schlimm hinfüro!
Ich jagte sie nach einem blut'gen Kampf,
Und trieb sie deinen tapfern Rotten zu.
SPECKBACHER tritt auf.
Wenn ihr euch küßt, nehmt auch Speckbachern auf
In eurer Arme Knoten – er ist's wert.
Sandwirt! du hast ein tüchtig Werk getan.
Der Kern der Feinde, den du kühn geschlagen,
Warf sich in wilder Hast auf jene Brücken,
Mit deren Schützern ich nicht fertig ward.
Da ward ein Strudeln, eine Unordnung,
Nicht konnte die Besatzung sich erwehren
Des Andrangs von den eignen Ihrigen.
Die Brücken brachen, meine Kerle schossen
Als wie die hellen Teufel auch darunter,
Und was nicht schwimmen konnt', ertrank im Inn.
HOFER.
Mit wie viel Opfern zahlen wir den Tag?[42]
EISENSTECKEN.
Wir haben, insoweit sich's sagen läßt,
Zweihundert Tote und Verwundete.
Darunter leider einen edlen Mann,
Den Grafen Joseph Mohr. – Er fiel und starb
Im Angesicht des Vintschgau's, den er führte.
HOFER.
Ruh' seiner Seel' und christliche Bestattung!
Den teuren Leichnam bringt im Trauerzuge
Der gnäd'gen hochgebor'nen Gräfin Witwe!
Ruh' ihm und allen, ewiges Gedächtnis! –
Sah keiner einen jungen Heinrich Stoß?
EISENSTECKEN.
Von dem klingt's schlimm. Trat lächelnd an zur Vorhut,
Gab weder Red' noch Antwort, wie verzückt.
Und lächelte und lud! Und eh' er noch
Das Pulver hat zur Pfann' geschüttet, knattert's,
Rebhühnern gleich, die auf im Fluge gehn,
Und ein Kartätschenschuß hat auseinander
Gerissen ihn, daß dort der Kopf liegt, da
Und dort die Glieder!
HOFER. O du armes Bärbel!
SPECKBACHER.
Pah! Weinen der Franzosen-Bräute mehr!
Die Feinde büßten ein viel Tausende!
S' ist gräßlich, wie das Feld von Leichen starrt.
Darunter Ordenskreuz' und hohe Häupter,
Ich selbst sah tot den Oberst, Graf Max Arco.
Sechzehn Kanonen, viele Fahnen, Adler
Wird man dir bringen – kurz, die Schlacht ist ruhmvoll,
In alle Zeiten hin glorreich gewonnen!
Auch will der Herzog einen Stillstand haben
Von einem Tag, um aus dem Land zu fliehn,
Nach Salzburg strebt er mit den Überresten.
HOFER.
Wenn ich bedenke diesen goldnen Sieg,
Der uns Unwürd'gen unverdient geworden,
Recht wie ein Weihnachtskindlein, klar und strahlend,
Und lacht uns groß mit Glanzes-Augen an,[43]
So ist mein Herz der Freud' und süßen Lust
Nicht mächtig, und zu eng für das Gefühl,
Und in die Träne bricht das Jauchzen aus.
Er weint.
SPECKBACHER.
Nimm dich zusammen, denn du stehst vor'm Volk.
HOFER.
Ich brauche mich der Tränen nicht zu schämen,
Es weint wohl außer mir manch guter Mann. –
Das Land ist frei! Herr Gott, wie war das möglich?
Das Land ist frei! Herr Gott, dich loben wir!
Wir ziehn zu Inspruck ein. Sie soll'n die Glocken läuten
Und alles fertig halten zum Tedeum!
Du aber, Eisenstecken, auf!
Sobald du dich geruht, versuch die Füße,
Und geh' nach Comorn in des Kaisers Lager.
Vermelde Seiner Majestät Respekt
Von Ihrem treuen Sohn Andreas Hofer,
Und allem Volk Tirols und Vorarlbergs. –
Berichte, was du hier gesehen hast,
Und sag' dem Kaiser:
Die grau und grünen Buben von Tirol,
Sie hätten eine wackere Jagd gehalten
Auf seinen großen Feind, am Berge Isel.
Und sag' dem Kaiser,
Wenn keine Festung und kein Dorf mehr sein,
So wolle doch Tirol ihn nicht verlassen,
Und solle, wenn er das ehrwürd'ge Haupt
Vor seinen Drängern kläglich flüchten müsse,
Zu uns sich wenden, denn wir würden ihn
Mit unsern Leibern decken,
Und stürben eh'r, als daß wir ihn verließen,
Das alles sag' dem Kaiser, Eisenstecken!
Buchempfehlung
Glückseligkeit, Tugend und Gerechtigkeit sind die Gegenstände seines ethischen Hauptwerkes, das Aristoteles kurz vor seinem Tode abschließt.
228 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro