[79] Sein Knabe Johann kommt durch eine Felsenschlucht.
HOFER.
Nun, junger Vogel, atzest du den Alten?
Bringst Futter mir?
JOHANN.
Du bist verraten, Vater!
Zu Berg hinan Franzosen durchs Passeier![79]
HOFER.
Was? Ist's schon Zeit? So will ich nach der Schreiblahn,
Von da nach dem Hochgrindelberg mich flüchten!
JOHANN.
Es hilft nicht, Vater! Alle Berge sind Besetzt!
HOFER.
Wie? Wäre keine Rettung mehr?
Die Stunde wäre da? 's ist schauerlich!
Und war so wohl darauf bereitet! Oh!
JOHANN.
Ach, du mein Väterlein, nun kommst du um!
HOFER.
Sei still, mein Knabe, stör' nicht meine Seele,
Die schweren Kampf in ihren Tiefen ringt!
Warum denn soll ich sterben? Mut und Kühnheit,
Die lohnen sie ja sonst mit rotem Band!
Nun Hofer, du bekommst das rote Band!
Du wirst auf deiner Brust dich rötlich schmücken,
Freilich mit Blut, indessen hoff' ich, Freund,
Die Flecken werden dir, wie Orden stehn.
Mut, Mut, mein Herz! Weil es einmal gekommen,
So nimm's, wie es gekommen! Angst und Pein
Löst ab glorreicher Tod. So stünd's ja gut.
Vernimm des Vaters Testament mein Sohn.
JOHANN.
Vater, du stirbst nicht!
HOFER.
Doch, mein lieber Junge!
Der große Kaiser braucht ein solches Fest.
Zu meinem Erben ordn' ich dich, mein Sohn,
In beiden Höfen, an dem Sand und auf dem Tschaufen.
Die Mutter aber sollst du drin ernähren
Und pflegen, daß dir's wohl geh auf der Erde.
Zu Herrn Vinzenz von Pöhler, meinem Freunde
Und werten Gönner, der in Neumarkt wohnt,
Begib dich, lieber Sohn, und sage ihm,
Du seist des Sandwirts Hofer arme Waise,
Der Vater aber lass' ihn bitten, daß
Um alte Freundschaft und Gevatterschaft[80]
Er deiner walten möge, als ein Vormund,
Bis du zu deinen Jahren bist gekommen.
JOHANN.
Ach, hab' ich keinen Vater mehr?
HOFER aufhorchend.
Geräusch?
Nimm meinen Segen!
Er segnet ihn.
Grüß die Mutter! – Fort!
Johann ab. Hofer sinkt auf seine Kniee.
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