6. Auftritt.

[12] Vorige. Der Aga. Dann ein Bote.


AGA.

Ein Bote wartet, großer Herr und Kaiser,

Vom Hamsa Beg auf günstiges Gehör.

SOLIMAN.

Er komme!


Aga geht ab.


DER BOTE tritt ein.

Allahs Segen über dich,

Erhabner Großherr!

SOLIMAN.

Sprich, was bringst du mir?

BOTE.

Dein Sklave Hamsa Beg ist's, der mich sendet.

Dreimal versuchte er's mit kühnem Sinn,

Der wilden Drau die Brücke aufzuzwingen;

Der freie Strom zerschmetterte das Joch,

Und dreimal ward das stolze Werk zerrissen.

Viel deiner Sklaven fanden ihren Tod

Im wilden Sturme der empörten Wogen;

Denn ungewöhnlich ist des Wassers Höhe

Und angeschwollen von des Gießbachs Flut.

Drum bittet er von seines Kaisers Gnade,

Du wollest warten, bis der wilde Strom

In seine alten Ufer sich gezwungen;

Denn ganz unmöglich sei es deinem Knecht,

Die Brücke jetzt zum Uebergang zu schlagen.

SOLIMAN.

Was? ich soll warten? Was? unmöglich wär's?

Was ist unmöglich, wenn der Großherr will? –

Ha, der Verräter! – Geh, wirf dich aufs Pferd,

Sag' ihm: ich bräche heute auf, und find' ich,

Trotz dem empörten Element, die Brücke

In vierundzwanzig Stunden nicht geschlagen,

So häng' ich ihn an seinem Ufer auf

Und will ihn lehren, was ich möglich nenne!

Fort! fort! wenn dir sein Leben lieb ist, fort! –

Zum Aufbruch, Großwesir! Wir stürmen Sigeth!


Alle ab.


Quelle:
Theodor Körner: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Stuttgart [o.J.], S. 12.
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