Siebente Szene.

[74] Vorige. Robert. Christoph in der früheren Verkleidung, kommen aus dem Hintergrunde.


HALLER. Wie meinen Sie das, bester Herr Oberamtmann?

GRUND. Er gibt uns doppelten Gehalt – das wäre ganz gut; – aber haben Sie nicht gehört – er wird immer hier auf dem Gute bleiben, und geben Sie nur acht, das ist einer von denen, die ihre Nase in alles hineinstecken – die jede Rechnung nachrechnen – sich überall selbst überzeugen.

HALLER. Hm! Wir bleiben doch die alten Freunde. Hält ihm die Hand.[74]

GRUND einschlagend. Immer, immer, Herr Rentmeister; dieser Guckindiewelt wird ein Paar so alte Praktiker, welche ehrlich aneinander halten, nicht zu Schanden machen. Wendet sich gegen das Wirtshaus und erblickt Hager. Ecce! Herr Hager, was machen denn Sie da?

HAGER. Nichts und trink' einen Pfiff Wein dazu.

GRUND. Sie sollten jetzt in der Kanzlei sitzen!

HAGER. Sie haben mich so lang' in der Kanzlei sitzen lassen, daß ich jetzt außerhalb derselben ausruhen muß. Wozu wäre ich denn sonst wirklicher Beamter, als um von den Praktikantenfatigen auszuruhen?

GRUND. So? – Und was soll denn mit der Arbeit geschehen?

HAGER. O, wir werden schon einen neuen Praktikanten finden; den will ich dann schon zum Arbeiten anhalten.

GRUND. Unverschämtheit ohne Gleichen! Will unwillig auf Hager zugehen, in demselben Augenblicke treten ein.


Quelle:
Friedrich Kaiser: Ausgewählte Werke. Band 1, Wien, Teschen, Leipzig [1913], S. 74-75.
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