Zweiter Auftritt.

[49] Die Vorigen. Haller. Später Jakob.


HALLER. Herr von Hochfeld – Er bemerkt Robert. O – Sie sind nicht allein!

HOCHFELD. Was gibt's! Sie scheinen echauffiert?

HALLER verlegen auf Robert blickend. Ich weiß nicht –

HOCHFELD. Dieser Herr ist mein Schwiegersohn – sprechen Sie ohne Scheu vor ihm – Sie kommen doch vom Hause Mirheim –

HALLER. Zu dienen.

HOCHFELD. Und bringen die einkassierten Gelder?

HALLER. Das heißt –

HOCHFELD. Sollte man Ihnen die Zahlung verweigert haben?

HALLER. Das Haus Mirheim hat die Zahlungen eingestellt!

HOCHFELD zurückprallend. Heiliger Gott!

HALLER. Falliert!

HOCHFELD vernichtet. Falliert – dann – bin auch ich verloren! Er sinkt in einen Stuhl.

ROBERT. Mein Gott! – Was sagen Sie?

HOCHFELD. Verloren – zugrunde gerichtet – das Geld mußte ich haben, um die heutigen Zahlungen leisten zu können – man kann augenblicklich die verfallenen Wechsel präsentieren –[49]

HALLER. Ja, Herr von Hochfeld! Ich sagte es immer, für Ihren eignen Haushalt mußte ich zu viel auszahlen, die Pracht, womit Sie Ihr Haus umgaben, verzehrte den ganzen Gewinn –

HOCHFELD. Predigen Sie jetzt nicht wieder – rufen Sie dem ins Wasser Gefallenen nicht erst Vorwürfe über seine Unvorsichtigkeit zu – sondern retten Sie, retten Sie – Händeringend auf und nieder gehend. wenn noch ein Ausweg zur Rettung ist –

ROBERT. Mein Himmel! Wenn mein Vater dies erfährt, so ist auch mein Lebensglück zertrümmert!

JAKOB tritt ein. Herr von Glatt!

HOCHFELD plötzlich von einem Gedanken erfaßt. Glatt! Glatt – der kommt von Gott gesandt – Zu Jakob. Nur einen Augenblick wolle sich der Herr von Glatt gedulden – Geschäfte – ich werde sogleich die Ehre haben –

JAKOB geht ab.

ROBERT. Es ist wahr – dieser Glatt ist reich, er hat immer Gelder disponibel – wo nicht, so weiß er sie aufzutreiben – er hat glänzende Geschäfte auf der Börse gemacht –

HOCHFELD. Haller! Machen Sie indes den Kassaauszug, berechnen Sie alle Vorteile – bringen Sie alles in Bewegung – und setzen Sie mich schnell in Kenntnis –

HALLER. Was ich tun kann, soll gewiß geschehen. Er will ab.

HOCHFELD. Bitten Sie sogleich Herrn von Glatt, einzutreten!

HALLER. Sehr wohl – Er geht ab.

HOCHFELD. Nur jetzt Fassung – damit er meine schreckliche innere Bewegung nicht merke.

GLATT tritt ein.


Quelle:
Friedrich Kaiser: Stadt und Land oder Der Viehhändler aus Oberösterreich. Leipzig [1905], S. 49-50.
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