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[13] Es dämmert, es dämmert den See herab,

Die Wasser sind gar so dunkel;

Doch wann der Blitz über den Bergen strahlt,

Was ist das für ein Gefunkel!


Dann tun dem Schiffer die Augen weh,

Er sputet sich ängstlich zu Lande,

Wo gaffend der Feierabend steht

Am fahlerleuchteten Strande.


Die Leute freuen und fürchten sich

Und wünschen ein gutes Ende

Und daß der Herr sein Schloßengericht

Nicht in den Krautgarten sende!


Jetzt zischt der Strahl in die laue Flut

Wie eine feurige Kette,

Der dumme Haufen ergreift die Flucht

Und kriecht erschrocken zu Bette!


Wann Gott einen guten Gedanken hat,

Dann sagt man: Es wetterleuchtet!

Gib acht, du Gesindel, daß nicht einmal

In deine Wirtschaft er leuchtet!

Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 13-14.
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