17. Kapitel
Stelle alle deine Sorgen Gott anheim!

[111] 1. Der Herr: Mein Sohn, laß mich mit dir schalten, wie ich will, denn ich weiß, was dir gut ist. Du denkst wie ein Mensch, und urteilst von vielen Dingen, wie es dir deine menschliche Neigung eingibt.

2. Der Mensch: Herr, es ist, wie du sagst! Du sorgst weit mehr für mich, als ich selbst für mich sorgen kann. Wer nicht all sein Sorgen in deinen Schoß niederlegt, der steht auf einem Grunde, der sehr schwankt. Herr, wenn mein Wille nur gerade zu dir hin gerichtet ist und festbleibt, alles übrige sei dir anheim gestellt! Mache es mit mir, wie es dir gefällig ist. Denn was du mit mir machst, das kann nur gut sein. Wenn du willst, daß Finsternis um mich her werde, so preise ich dich; und, wenn du willst, daß Licht um mich her werde, so preise ich dich wiederum. Ich preise dich, wenn du mich eines Trostes würdigst; und wenn du Trübsal über mich kommen lässest, so preise ich dich auch in der Trübsal.

3. Der Herr: Mein Sohn, so mußt du gesinnt sein, wenn du mit mir wandeln willst. Gleich schnell bereit zum Leiden mußt du sein, wie zur Freude; so willig zur Armut und Dürftigkeit, wie zur Fülle und zum Reichtum.

4. Der Mensch: Herr, ich will um deinetwillen gern leiden, was du über mich kommen lassen wirst. Gleichmütig will ich von deiner Hand annehmen Gutes und Böses, Süßes und Bitteres, Freudiges und Trauriges, und dir danken für[111] alles, was mir begegnet. Bewahre mich nur vor aller Sünde: dann fürchte ich weder Tod noch Hölle. Wenn du mich nicht auf ewig verwirfst, du mich nicht auslöschst aus dem Buche des Lebens, so kann mir von allen Trübsalen, die über mich kommen mögen, keine schaden.

Quelle:
Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7663, Stuttgart., S. 111-112.
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