[144] Ich war auf meine Herberge zurückgekehrt und blickte noch lange in die einsamen Gassen nieder. Alles war rings totenstille, und schien die Stadt von allen Menschen verlassen.
In dunklem Schatten stand die alte Sebalduskirche und ragte düster und ernst in den Himmel voll Sterne, der sich ob ihr gleich einer Glorie verbreitete.
Eine Stimme ertönte, wie aus den Lüften, in die stille Nacht hernieder.
Es war der Wächter auf dem Turme der Kirche, der sang zur Zither:
»Ein fremder Kavalier
Stieg ab vom schwarzen Roß,
Trat in den Königssaal
Mit andern Herren groß.
Der fremde Kavalier
Trug einen Edelstein,
Wie man noch keinen sah,
Von wundersamem Schein.
Ein Stein von hohem Wert
In Königs Krone saß,
Doch schien vor diesem er
Ein mattgeschliffen Glas.
Der König bot ihm Gold,
Er bot ihm Leut' und Land,
Doch lassen wollt' er nicht
Den edlen Diamant.
Der König, des erbost,
Spricht zu dem Hauptmann sein:
Bringt mir des Mannes Hand
Samt seinem Edelstein.[144]
Der Hauptmann reckt das Schwert,
Haut nach des Mannes Hand,
Doch statt dem Kavalier
Der Teufel vor ihm stand.
Glut strömt aus seinem Ring,
Zur Hölle wächst der Stein,
Schleußt Schloß und König bald
Samt allen Dienern ein.«
Die Glocke schlug Mitternacht, und der Wächter stieß dreimal ins Horn.