[145] Ich legte mich auf mein Lager und entschlief; da mischten sich die gesehenen Bilder jenes Krippenspiels gar wundersam im Traum.
Bald sah ich den Kaiser Wenzeslaus, wie er ergrimmt auf sein Roß sprang und der Zug seiner Ritter und Reiter hinter ihm her über die Krämerstände setzten, sie darniederrannten und die erstaunten Krämer nicht wußten, wie das geschah.
Dann aber ersah ich wieder, wie eine Menge Leute auf den Straßen zu Nürnberg standen; es war der Osterabend. Alles war rings totenstille, die Wolken hielten zu ziehen inne; die Vögel auch saßen schweigend auf den Dächern umher, alles lauschte, – und nun auf einmal erklang vom St. Egidienturme zum erstenmal die geweihte Glocke.
Lauter Jubel der Menschen da unten ertönte in ihre dumpfen Schläge. Die Vögel schwangen sich singend auf von den Dächern in die Lüfte, und freudig flogen die Wolken über Kirche und Stadt dahin. Jetzt aber stand ich vor der Sebalduskirche.
Ich sah, wie sie das schwere Kruzifix an der Kirche hinaufzogen. Eine Menge Volks stand unten in banger Erwartung. Jetzt war es aufgezogen, der Künstler, welcher es gegossen, gab von unten herauf die Anweisung zur Anheftung. Jetzt war der letzte Nagel eingeschlagen, die Arbeiter waren herniedergestiegen, und frei hing das göttliche Bild.
Ein Sonnenstrahl durchbrach die Wolken, und niedersank das Volk, es zum erstenmal im frommen Glauben anbetend.
Auch der Künstler kniete betend da, es däuchte ihm nun nicht mehr sein Werk, es war ihm so ganz fremd geworden.