[37] Die Komödianten hatten im Sinne, noch diesen Abend das herrliche Schauspiel von Schönaich, die Sonnenjungfrau, aufzuführen, deswegen befand sich schon ein großer Hause gebildeten Publikums in den obern Zimmern des Wirtshauses versammelt.
Die untern Zimmer und die freien Plätze vor dem Hause waren voll von Studenten, die von der benachbarten Universität herbeigeritten kamen, alle Freunde und Bekannte von uns.
Als die Studenten den angeschlagenen Komödienzettel gelesen, entstund bald ein großes Murren unter ihnen; einige zogen ihre Stockdegen und durchstachen Schönaichs Namen, andere drohten in Gegenwart der Schauspieler laut, wenn die Sonne im Stück aufsteige, einstimmig Feuerjoh! zu schreien.
Ein anderer, der mehrere Tierstimmen nachmachen konnte, versprach, während der ganzen Vorstellung aus dem Loche des Souffleurs wie ein auf den Schwanz getretener Kater zu schreien.
»Meine Herren!« sprach der Schauspieldirektor, »was sollen wir anders aufführen – – das gebildete Publikum – – die Anschlagzettel – –«
»Mein Herr!« sprach der studierende Graf Wolf, »Sie kennen mich – Sie führen für heute nicht die Sonnenjungfrau, Sie führen das kleine Spiel: ›Der Totengräber von Feldberg‹ auf, das bringt Sie nicht außer Atem.«
Der Schauspieldirektor zuckte die Achseln und sprach: »Ich will sehen, wie es zu machen; allein das gebildete Publikum wünscht so sehr – – viele berühmte Literatoren haben sich in den obern Zimmern – – wahrhaftig! ich bin in großer Verlegenheit!«
»Ganz ruhig,« sprach Wolf, »alles liegt auf uns. Sie stehen unter unserm Schutz, nicht einer soll sich mucken; aber verschweigen Sie die Sache bis zur Aufführung!«
»Wie meine Herren befehlen«, sprach der Direktor und ging mit einer Verbeugung von dannen.